Der schottische Regisseur Paul McGuigan hat sich in den letzten Jahren mit den Filmen „Acid House“ und „Gangster No. 1“ einen Namen in Europa gemacht. In seinem ersten Hollywood-Film „Wicker Park“, bei uns unter dem Titel „Sehnsüchtig“ erhältlich, mischte er dann 2003 gekonnt Elemente von Thriller und Romanze zu einem unterhaltsamen Verwirrspiel. Warum der Film relativ erfolglos blieb ist mir persönlich ein Rätsel, aber sei es drum. „Lucky Number Slevin“ ist nun McGuigans zweiter Versuch, die globale Filmwelt zu erobern. Prominent besetzt mit Josh Hartnett, Bruce Willis, Morgan Freeman und Ben Kingsley sind die Chancen auf Erfolg sicher nicht ganz schlecht. Doch in Deutschland schaffte es der (teils mit deutschem Geld produzierte) Film nicht mal in die Kinos, sondern geht als Videopremiere an den Start. Im Mittelpunkt steht der smarte Drifter Slevin (Josh Hartnett), der vorübergehend in der Wohnung eines Bekannten Quartier bezogen hat. Unglücklicherweise hat der einen Haufen Wettschulden gemacht, und so stehen bald die Schergen zweier rivalisierender Verbrecherkönige auf der Matte. Die nehmen dem überraschten Slevin schlichtweg nicht ab, dass sie den Falschen erwischt haben. So findet sich der arme Kerl bald zwischen zwei Fronten wieder. Gangsterboss „The Rabbi“ (Ben Kingsley) stellt ebenso Forderungen wie sein Konkurrent „The Boss“, gespielt von Morgan Freeman. Auch die Polizei, in Gestalt von Detective Brikowski (Stanley Tucci) möchte ein Wörtchen mitreden. Neben der undurchsichtigen Lage in der Gegenwart sorgen einige – zunächst schwer einzuordnende – Rückblenden für Verwirrung. Womit wir beim Thema wären, denn „Lucky Number Slevin“ ist ein Verwirrspiel, als dessen Vorbilder Streifen wie „Die Üblichen Verdächtigen“ oder auch „Miller’s Crossing“ in Frage kommen.
Obwohl McGuigans Film über eine ansprechende Optik und ein paar lustige Dialoge verfügt kann er aber unterm Strich nicht überzeugen. Schon nach wenigen Minuten beschleicht den Zuschauer das Gefühl, daß er nur die halbe Wahrheit über die Figuren erfährt und beginnt zu grübeln, was der Kniff sein könnte. Ich selbst bin in dieser Disziplin bestenfalls übersichtlich begabt und war trotzdem weniger überrascht als enttäuscht von der vermeintlich überraschenden Auflösung des Ganzen. Man muss „Lucky Number Slevin“ dabei dennoch zu Gute halten, daß er fast immer unterhaltsam ist und sich an Billy Wilders goldene Regel des Filmemachens hält: „Du sollst nicht langweilen.“.
Für viel mehr reicht es aber einfach nicht, die Charaktere bleiben zu blass, die Story ist zu offensichtlich konstruiert. Die durchaus komischen Dialoge halten das Publikum bei Laune, trotzdem wird man den Film sehr schnell wieder vergessen. „Lucky Number Slevin“ geht in der großen Menge von selbst ernannten cleveren Thrillern unter, ohne dabei bleibenden Eindruck oder größere Schäden zu hinterlassen. Und deshalb weise ich an dieser Stelle lieber nochmal auf den weitaus vergnüglicheren „Wicker Park“ hin, der in der Videothek unter dem Tiel „Sehnsüchtig“ firmiert und nicht mehr als ein paar Schritte entfernt steht.
5/10