Regisseur Stephen Frears („High Fidelity“) hat mit „The Queen“ eine fiktive Nacherzählung der Tage nach dem Tod Prinzessin Dianas 1997 gedreht, die sich mit dem Leben der Royals sowie deren Verhältnis zum frischgebackenen Premierminister Tony Blair (Michael Sheen) beschäftigt. Eindeutiger Höhepunkt des Film ist Hauptdarstellerin Helen Mirren, die es schafft, die scheinbar angeborene Würde von Elizabeth II. darzustellen, ihre ruhige, fast stoische Art und ihren stets wachen Intellekt. Auch Sheens Portrait des jungen, ehrgeizig-eloquenten Politikers Blair ist äußerst überzeugend.Nach dem Unfalltod der Princess of Wales trauert ganz England um die verlorene Tochter. Die Menschen legen abertausende Blumen nieder, die Zeitungen drucken wochenlang nichts anderes. Der clevere Kommunikator Blair geht so schnell wie möglich an die Öffentlichkeit, hält eine Rede, die Diana zur „People’s Princess“ erklärt und nutzt so quasi nebenbei Dianas Tod dazu, seine Popularität zu steigern. Die Queen jedoch verweist auf die Tatsache, dass die geschiedene Ex-Frau von Charles (gleichwohl weiterhin Mutter zweier königlicher Sprösslinge) streng genommen kein Mitglied der Königlichen Familie sei und harrt ohne Kommentar auf ihrem Landsitz aus.
Zeitgeschichtlich ist der Film interessant, weil er dem Zuschauer den Alltag einer Königin im späten 20. Jahrhundert näherbringt, und das Verhältnis einer Erbmonarchie zu den ihnen unterstellten demokratisch gewählten Politiker erklärt. Gerade die Figur von Tony Blair ist dabei interessant, ebenso wie die Queen kommt er im Film recht gut weg. Er wird zum Vermittler zwischen der fast heiligen Tradition der Monarchie und den alltäglichen Bedürfnissen eines Volkes nach Rückmeldung „von oben“. Der Darsteller von Charles hingegen sieht seinem Vorbild wenig ähnlich und bleibt weitgehend blass, was zu dem immer etwas ungelenk wirkenden Prinzen durchaus passt. Wie nah der Film an den tatsächlichen Ereignissen dran ist steht derweil auf einem anderen Blatt. Als Quellen für die Story dienen Daten und Fakten ebenso sehr wie Berichte der Medien.
Frears Film ist sehr ausgeglichen, weil er seine Figuren niemals ihrer Würde beraubt und auf SchwarzWeiss-Malerei zugunsten von erklärenden Dialogen verzichtet. „The Queen“ ist gewissermaßen spektakulär unspektakulär Wer sich für das Thema des Films interessieren kann, der sollte sich diese Leinwandversion des königlichen Stoffes nicht entgehen lassen. Wer hingegen an noch immer bestehenden europäischen Königshäusern partout nichts Interessantes finden kann, kann sich das Eintrittsgeld locker sparen
7/10