Kalifornien vor wenigen Jahren. Der halbwüchsige Jonny Truelove (Emile Hirsch) gefällt sich in der Rolle des mittelgroßen Drogendealers, um sich hat er eine Clique von Mitläufern und Freunden geschart. Jonny ist der König seiner kleinen Welt, verdient ordentlich Geld mit seinen Geschäften und lässt es sich gut gehen. Ohne ernsthafte Verpflichtungen eifern Jonny, Frankie (Justin Timberlake) und Kollegen Gangsterklischees nach, üben sich in Macho-Posen und feiern sich selbst. Mit der Herrlichkeit ist es aber bald vorbei. Der gewalttätige Kleinkriminelle Jake Mazursky weigert sich seine Schulden zu bezahlen. Als Jonny bei einer Schlägerei der beiden offensichtlich den Kürzeren zieht, ist sein Status als „Alpha Dog“ in Gefahr, was er so natürlich nicht hinnehmen kann.Kurz darauf eskaliert die Sache. Eher zufällig entdecken Jonny, Frankie und Co bei einer Spritztour Mazurskys kleinen Bruder Zack am Straßenrand, den sie kurzerhand kidnappen. Was zunächst als kleine Racheaktion geplant ist wächst den Jungs bald schwer über den Kopf. Zacks Eltern verständigen die Polizei, Bruder Jake lässt überall verlauten, Jonny sei ein toter Mann. Was also machen mit dem netten 14-jährigen Kerl, der alle seiner „Kidnapper“ identifizieren kann? Die Grenze zwischen minderen Drogendelikten zum Kapitalverbrechen ist bereits überschritten, es gilt also eine Lösung zu finden, wie der Spuk ohne größere Schäden beendet werden kann.
Unter der Sonne Kaliforniens entfaltet Regisseur Nick Cassavetes seine auf wahren Begebenheiten fußende Geschichte. Sein Fokus richtet sich ganz auf seine jungen Antihelden, den Erwachsenen im Film kommt trotz prominenter Besetzung mit Bruce Willis, Sharon Stone und Harry Dean Stanton keine große Bedeutung zu – außer der, ihren Nachwuchs fahrlässig vernachlässigt zu haben. Die Stärke des Films liegt im gelungenen Spiel der jungen Hauptdarsteller, das eine realistische Atmosphäre schafft, in der sich der Plot entwickelt.
Das Verhältnis der Kids zu ihrer unfreiwilligen „Geisel“ Zack (Anton Yelchin), den sie alle gut leiden können, und die über den Dingen schwebende Tatsache, dass ihnen die Situation längst entglitten ist, bilden den dramaturgischen Kern des Ganzen. Hier jedoch ist auch die größte Schwäche des Films zu finden: Auf dem Weg zum Showdown fehlen die echten Höhepunkte. Nachdem der Film das Tempo nach einer guten halben Stunde angezogen hat, fällt ihm für den Rest der Zeit nicht mehr viel ein. Darüber verlieren die Charaktere zwar nicht unbedingt ihre Glaubwürdigkeit, ganz sicher aber die Sympathien des Publikums.
Die Bemühungen des Films, urbane Subkultur für die Leinwand glaubhaft aufzuarbeiten, scheitern letztlich an der unschlüssigen Haltung gegenüber seinen Figuren. Mal sind sie nette Jungs, dann wieder brutale Gangster, die aus Langeweile auf die schiefe Bahn geraten sind. „Alpha Dog“ vermag das Dilemma seiner Figuren ebenso wenig zu lösen wie sie selbst, und hinterlässt genau deshalb keinen starken bleibenden Eindruck. Dabei hilft es auch nicht gerade, dass eine nicht unähnliche Entführung (in einem ungleich besser durchgespielten Szenario) erst vor wenigen Monaten in „Glück in kleinen Dosen“ zu sehen war. Der Film funktioniert weder als Warnung noch als subversive Kritik an der modernen US-Gesellschaft. Spaß machen wird er am ehesten einem jungen Publikum, das vom Milieu fasziniert und gewillt ist, die fehlende Tiefenschärfe von „Alpha Dog“ zu Gunsten der zweifellos vorhandenen Schauwerte zu übersehen.
5/10