Im November vergangen Jahres ist mit Robert Altman einer der herausragenden Regisseure des 20. Jahrhundert im Alter von 81 Jahren verstorben. Er begann mit „M.A.S.H.“, „The Long Goodbye“ und „Nashville“ als einer der wichtigsten Regisseure von New Hollywood, tauchte in den 80ern nur sporadisch wieder auf, um dann ein Jahrzehnt später mit „The Player“, „Short Cuts“ und „Pret-A-Porter“ sein Comeback zu feiern. Zuletzt war er 2002 mit „Gosford Park“ für den Oscar als bester Regisseur nominiert und bekam 2006 – gerade noch rechtzeitig – von der Academy den Lifetime Achievement Award. Altman kündigte bei der Zeremonie an, noch weitere Filme drehen zu wollen, es blieb jedoch nur noch die Zeit für „A Prairie Home Companion“ (Originaltitel), der nun in Deutschland anläuft.Altmans letzter Film mutet an wie eine Reise in längst vergangene Zeiten. Wie üblich hat er ein Ensemble großer Namen zusammengestellt, unter ihnen Meryl Streep, Lily Tomlin, Kevin Kline, Tommy Lee Jones, Woody Harrelson und einige andere. Sie alle spielen Mitglieder einer Radio-Show im Mittleren Westen, live und vor Publikum spielen sie ihre altmodischen Songs und verströmen mit ihrem ländlichen Hillbilly-Charme pure Nostalgie. Ihre Show ist die letzte ihrer Art, und nach der Übernahme des Senders durch ein Konglomerat geben sie wehmütig und tapfer ihre letzte Vorstellung. „Last Radio Show“ begleitet die Musiker und den Rest der Crew bei ihrem finalen Auftritt.
Mit einem herkömmlichen Drama hat der Film dabei nichts am Hut. In seiner bekannten Technik schneidet Altman Gespräche hinter der Bühne, die kleinen Macken und Sehnsüchte seiner Helden und ihre charmanten Auftritte zu einem von viel Improvisation geprägten Portrait zusammen. Kevin Kline ist der Mann im Hintergrund, der im plötzlichen Auftauchen einer geheimnisvollen Blonden (Virginia Madsen) einen Rettungsanker sieht, Woody Harrelson und John C. Reilly geben sich als singende Cowboys Lefty und Dusty die Ehre, während die Schwestern Yolanda und Rhonda Johnson (Streep und Tomlin) sich bemühen, Yolandas skeptische Tochter Lola (Lindsay Lohan) für ihre Show zu erwärmen.
Ein paar Überraschungen hat Altman im Verlauf des Films noch zu bieten, doch überwiegen eindeutig die von lakonischen Gesprächen und vor allem Gesang geprägten Szenen. „Last Radio Show“ hat mir viel Spass gemacht, doch Vorsicht: Die Nummernrevue aus von Geigen und Banjos geprägten Hillibilly-Songs ist für erklärte Feinde dieser altmodischen Volksmusik nur schwer zu ertragen. Hier wird ein Hohelied auf die Vergangenheit und Identität der einfachen Leute des mittleren Westens gesungen. Wer darauf mal einen Blick riskieren möchte, sollte das auf jeden Fall tun. Wer beim bloßen Gedanken an Banjos oder Mundharmonikas jedoch zum Mörder wird ist besser beraten sich nach etwas Passenderem umzusehen.
8/10