Wenn Ridley Scott einen Film namens „American Gangster“ dreht, und als Hauptdarsteller Denzel Washington und Russell Crowe praesentiert, dann sind die Erwartungen natuerlich recht hoch. Die auf der wahren Geschichte von Gangsterboss Frank Lucas (gespielt von Washington) beruhende Story zeigt den Aufstieg und Fall eines cleveren, skrupellosen Drogendealers – Parallelen zu „Scarface“ und anderen Filmen sind also unausweichlich. Doch „American Gangster“ erzaehlt parallel auch noch die Geschichte von Richie Roberts (Crowe), dem Ermittler der Drogenfahndung, der Lucas zu Fall bringen moechte.
Die Handlung setzt Ende der 60er Jahre in New York ein, wo Lucas dabei ist seinen verstorbenen Patron zu „beerben“. Richards macht sich derweil mit der vorschriftsmaessigen Konfiszierung von unmarkiertem Drogengeld unter seinen Kollegen extrem unbeliebt. Frank Lucas grosser Kniff ist das eigenhaendige Einkaufen von Heroin in Indochina und sein cleverer Weg, die Drogen in die USA zu bringen. Er ueberschwemmt den Markt mit hochwertiger Ware und steigt schnell zur Nr. 1 seiner Branche auf. Richards gruendet auf Geheiss seiner Vorgesetzten eine geheime Anto-Drogen-Einheit, die sich nur um die grossen Fische kuemmern soll.
Wunderbar gespielt und mit herrlichem 70’s-Feeling versehen hat „American Gangster“ aber auch klare Schwaechen: Der Film hat zu wenig Hoehepunkte, verliert sich zuweilen in einigen unnoetigen Subplots und findet keine angemessene Balance zwischen Jaeger und Gejagtem. Das Ganze ist Denzel Washingtons Show, der gross und ueberzeugend aufspielt, waehrend Crowes eher zurueckhaltendes Spiel zwar zu seiner Figur passt, das Publikum aber nicht wirklich zu packen vermag. So hinterlaesst „American Gangster“ trotz einiger grossatiger Szenen doch keinen nachhaltigen Eindruck, findet keinen Dreh um seiner Story die noetige Spannung zu verleihen. Im Vergleich etwa mit Scorseses „The Departed“ fehlt das gewisse Etwas, die Dramatik, die psychologische Tiefenschaerfe.
Ein schlechter Film ist Scotts Werk deshalb noch lange nicht, und den Gang ins Kino sicherlich Wert. Ernsthaft, intelligent und unterhaltsam, mit ueber 2 1/2 Stunden vielleicht ein bisschen zu lang, duerfte „American Gangster“ all jenen gefallen, die Gangsterdramen moegen und deren Erwartung diesseits des „Paten“ oder „Scarface“ liegt.
7/10
Ich habe „Der Pate II“ genau einen Abend vor American Gangster gesehen. Der Pate II ist zwar noch ein halbes Stündchen länger, aber die Story ist komplexer und besser erzählt. American Gangster finde ich nicht schlecht, aber es fehlt ein bisschen die Tiefe. Die Grundidee ist doch recht simpel: Drogen direkt in Asien einkaufen, unter „Markennamen“ Qualität verkaufen, durch den Preis alle anderen Wettbewerber rausdrängen. Der Plan ist so gut, dass er eigentlich nicht aufzuhalten ist. Aber gerade dieKämpfe unter den Familien sind in Der Pate und Sopranos beispielsweise das beste. Egal. American Gangster ist immer noch sehenswert!