Der große Western-Fan bin ich nie gewesen, obwohl mir eigentlich alle Neo- oder Spätwestern der letzten Zeit gut gefallen haben. Dem Genre hat es definitiv gut getan, dass schon Ende der Sechziger Regisseure wie Sam Peckinpah oder Robert Altman die moralischen Grauzonen der Revolderhelden etwas genauer ausgelotet haben. Ein Ende dieser langen Reise ist nun Brad Pitts Verkörperung des legendären Outlaws Jesse James als ruheloser, an seiner eigenen Legende leidender Antiheld, der vom Leben nur noch den Tod erwartet. Der Film von Andrew Dominik setzt spät in der Geschichte ein, nicht die Geburt des Helden steht hier im Fokus sondern sein Ende. Der kleine Bruder eines langjährigen Gefährten will der Gang beitreten, die bereits zerfressen und müde ist, aber doch nicht einfach aufhören kann. Bald kommt noch der Arm des Gesetzes ins Spiel, eine klassische Sheriff-Rolle hat „Jesse James“ dennoch nicht zu bieten. Ganze 160 Minuten dauert das Vergnügen, in denen die Schauspieler in aller Ruhe ihre Charaktere anlegen dürfen, was Casey Affleck (Ford) und Brad Pitt (Jesse James) sehr gut gelingt. Besonders interessant ist der Epilog, in dem der Film seine Geschichte bis zum logischen Ende verfolgt und seiner Botschaft deutlich Nachdruck verleiht. Insgesamt ein gelungener Film, der sich aber angesichts seiner Länge und des beinahe meditativen Tons sicher nur für einige wenige Filmfreunde anbietet.
7/10