Liam Neeson ist ja nicht unbedingt als Actionheld bekannt, sondern eher als guter Charakterdarsteller. Am bekanntesten ist sicherlich seine Rolle als Schindler in Spielbergs „Schindlers Liste“. Nun verleiht er diesem Actionreißer mit seiner seriösen Star-Power ein wenig Glaubwürdigkeit, und die hat der von Luc Besson geschriebene und produzierte Film auch nötig. Die Story ist schnell erzählt: Neeson spielt einen amerikanischen Ex-Agenten, dessen Tochter in Paris entführt wird. Nix wie hin also, die Fährte aufnehmen, die Schuldigen niederschießen oder mindestens vermöbeln – dann geht es zurück zum Happy-End in den USA.
So einfach die Mittel, so effektiv wird die Story erzählt. Durch den guten Hauptdarsteller umschifft „96 Hours“ geschickt das Prädikat „ganz stumpfer Mist“, kann aber nicht ganz verhehlen, dass das Geschehen schon im Drehbuch mit recht grobem Pinselstrich entwickelt wurde. Hin und wieder ist gar was aus der Rubrik „unfreiwillig komisch“ dabei („I have a very particular set of skills.“ – das dient wohl eher der Information des Zuschauers als den Entführern), aber handwerklich kann sich der Film schon sehen lassen. Für Menschen, die Brutalität im Kino gern umfahren, ist der Film sicher nichts, an den Stumpfsinn von „Far Cry“ oder die Ultra-Brutalität von „Punisher – War Zone“ kommt er aber bei Weitem nicht heran.
Mit französischem Geld in Frankreich von einem französischen Regisseur mit englischsprachigen Hauptdarstellern gedreht konnte „96 Hours“ in den USA richtig abräumen, über 120 Mio. $ hat der Film dort eingespielt. Der geschickt gesetzte Start (zur „Unsaison“ des Jahres) hat dazu sicher seinen Teil beigetragen. In Deutschland hat sich dieser Erfolg nicht wiederholt, hierzulande gab es mit zahlreichen Oscar-Filmen aber auch mehr Konkurrenz. Luc Besson, der schon mit der „Transporter“-Reihe in Übersee Kasse zu machen wusste, wird sicher freuen, dass sein Plan aufgegangen ist. Nur ein Film, der ernsthaft zu empfehlen wäre, ist leider wieder nicht dabei rausgekommen.
3/5