Clint Eastwood kam in den letzten 20 Jahren als Regisseur erst so richtig in Schwung. Mittlerweile ist der gute Mann 79 Jahre alt, und feiert mit „Gran Torino“ in den USA den größten Publikumserfolg seiner Karriere hinter der Kamera. Mit bescheidenem Budget und ohne große Stars (ihn selbst in der Hauptrolle mal ausgenommen) erzählt der Film die Geschichte des griesgrämigen Rentners Walt (Eastwood), der sich mit seinen neuen Nachbarn aus Ost-Asien nicht so recht anfreunden kann. Nicht nur dass er eines Tages eine Jugend-Gang von seinem Rasen vertreiben muss, auch auf seinen 72er Ford Gran Torino hat es offenbar jemand abgesehen…
Was im Trailer noch ein bißchen nach einem Film über Rache und Jugendkriminalität aussieht entpuppt sich dabei weitgehend als leises, unspektakuläres Drama um einen alten Mann, dem seine Umgebung fremd geworden ist – oder vielleicht schon lange fremd war. Eastwood spielt den „grumpy old man“ routiniert, aber mit großer Eindringlichkeit, bisweilen tut ein Blick in sein Gesicht schon fast körperlich weh. Der schonungslose Blick des Films auf die US-amerikanische Realität verarmter Vorstädte bietet wohltuende Abwechslung von all den Wohlstandsdramen der letzten Jahre. Wie schon so oft zuvor beweist der Regisseur hier, dass niemand überzeugende Dramen über die einfachen Leute Amerikas besser und treffsicherer zu inszenieren vermag.
Nun ist „Gran Torino“ kein perfekter Film, seine Ausgangssituation wirkt genauso konstruiert wie sie auch ist. Die Stärke des Drehbuchs ist es jedoch, dass es die drei wichtigsten Figuren realistisch entfaltet und das Publikum für sie zu interessieren vermag, ebenso wie für einige gute Nebenrollen (vor allem den jungen Priester). Ganz altmodisches Storytelling ohne Netz und doppelten Boden führt die Geschichte zu ihrem Ende, und lässt in der letzten Einstellung auch ihren heimlichen Hauptdarsteller, den alten Gran Torino, in aller Pracht glänzen.
4/5
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