Filme über andere Filme sind ein schwieriges Unterfangen, wie ich finde. Ich gucke wirklich sehr gerne Filme, aber selbst bei meinen absoluten Favoriten kommt ein Blick auf die DVD-Extras, also Dokumentationen oder Kommentar des Regisseurs, selten vor. Was Leute über ihre eigenen Filme zu sagen haben ist selten echter Mehrwert. Der slowenische Philosoph und Kulturkritiker Slavoj Zizek (http://de.wikipedia.org/wiki/Zizek) hat mit dem „Pervert’s Guide to Cinema“ genau solchen Mehrwert geschaffen.
In knapp zweieinhalb Stunden erläutert Zizek (mit einem herrlichen Akzent) seine Gedanken zum Thema Film. Dabei geht es ihm vor allem um die Wahrnehmung des Geschehens durch den Zuschauer. Der „Pervert“ aus dem Titel ist dabei lediglich eine Anspielung auf die vielen unterbewussten Signale und Aussagen, die Zizek in den vorgestellten Filmen findet. Nicht jede seiner Ideen erschließt sich sofort, und doch ist der Film immer interessant und unterhaltsam, weil Zizek nicht trocken referiert, sondern mit Humor (und vor falschen Kulissen) vorträgt.
Die breite Filmauswahl hat mir sehr gut gefallen, mit Alfred Hitchcock und David Lynch stehen zwei Regisseure – oder besser ihre Werke – besonders häufig im Mittelpunkt, aber auch „Matrix“, „Die Klavierspielerin“ und Filme von Sergej Eisenstein sind mit dabei. Warum die „Vögel“ bei Hitchcock angreifen, warum bei Lynch so häufig extreme Bösewichter auftauchen, und warum Pornographie konservativ und albern sein MUSS, mit all diesen Fragen und mehr beschäftigt sich Zizek. Für alle, die am Medium Film über Zerstreuung und Unterhaltung hinaus Interesse haben, wird sich der Film auf jeden Fall lohnen – egal ob man immer übereinstimmt oder nicht.
Einen regulären Kinostart gab es leider nicht, auch wenn der Film (der bereits 2006 entstand) im März in einigen deutschen Städten zu sehen war. Die DVD von „A Perverts‘ Guide to Cinema“ kann auf der Homepage des Films bestellt werden, und ist nach Informationen der Seite auch im Berlin Bookshop in der Dresdner Str. in Kreuzberg erhältlich.
5/5