Frank Miller ist der Mann, dem das Publikum „Sin City“ verdankt. Er schrieb die Vorlagen und führte gemeinsam mit Robert Rodriguez Regie. Nun hat Miller zum ersten mal alleine Regie geführt, bei der Verfilmung von Will Eisners Comic (entschuldigung, graphic novel) „The Spirit“. Der Film ähnelt von seiner Anlage her durchaus „Sin City“, kommt leider aber in keiner Weise an dessen Klasse heran. Als Verantwortlicher für Drehbuch und Regie dürfte Miller selbst nicht ganz schuldlos sein, dass der Film vor allem dramaturgisch ein ziemlicher Rohrkrepierer geworden ist.
„The Spirit“ (Gabriel Macht) ist ein Ex-Cop, der als unverwundbarer Gesetzeshüter auf „seine“ Stadt Central City aufpasst. Sein Gegenspieler ist Dr. Octopus (Samuel L. Jackson), der in bester Bösewicht-Manier einen Plan zur Weltbeherrschung ausgeheckt hat. Dabei kommt ihm allerdings die Jugendliebe des Helden, Sand Saref (Eva Mendes), in die Quere. Denn die gelangt versehentlich in den Besitz der begehrten Vase, die Octopus zur Macht verhelfen soll.
Optisch geht „The Spirit“ ähnliche Wege wie „Sin City“, dunkle Farben, krasse Kontraste und ein extrem künstlicher Comic-Look stehen dem Film auch nicht schlecht. Bis auf ein paar unglaubwürdige Effekte kann „The Spirit“ mit seinem Look durchaus punkten. Leider überwiegen ansonsten doch eher die Schwächen. So ist etwa die Story bestenfalls mittelmäßig und die Hauptrolle grundsolide fehlbesetzt. Eine düstere Welt wie Central City braucht einen düsteren Helden, doch Gabriel Macht stolpert eher als sturer Schuljunge aus einer mexikanischen Telenovela durch den Film, was zum Teil einfach lächerlich wirkt.
Der (unvermeidliche) Off-Kommentar enthält zu viel BlaBla, die Bösewichter um Jackson (u.a. Scarlett Johansson als Assistentin) sind allzu albern, und schon der erste Kampf zwischen Spirit und Octopus besticht vor allem durch dummes Gequatsche und Sinnlosigkeit. Die wenigen guten Szenen des Films sind Eva Mendes vorbehalten, die ähnlich wie in „The Women“ allen die Schau stiehlt, weil sie als einzige etwas Feuer versprühen kann. Eine Handvoll gelungener Szenen und der besagte schicke Look vermögen „The Spirit“ nicht über die Zeit zu bringen. Auch eine skurille Einstellung, in der Jackson und Johansson (warum auch immer) als Nazis verkleidet vor Hitler-Portraits und mit der deutschen Hymne im Hintergrund ihren Masterplan erklären kommt über ein Nummernrevue-Feeling nicht hinaus.
Gänzlich unguckbar ist „The Spirit“ nicht, er hat auch seine guten Momente. Insgesamt aber ist der Film nicht zu empfehlen. Irgendwie kann er sich zwischen seinen albernen Figuren und dem düsteren Setting nicht entscheiden, im Ergebnis lässt einen das Geschehen bis auf wenige Ausnahmen kalt. Immerhin ist er mit 105 Minuten Spielzeit nicht auch noch zu lang.
2/5