Es war mir durchaus bewusst, dass das Experiment „Transformers 2 gucken“ misslingen könnte. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, und die ersten 80, 90 Minuten des ersten Teils haben ja durchaus Spaß gemacht. Auch beim zweiten Teil liegen die Stärken eher am Anfang des Films. Wobei „Stärken“ nicht ganz das richtige Wort ist. Immerhin, wenn man die beknackten Teenie-Jokes ignoriert, Slapstick durchaus wohlgesinnt ist und käsige Dialoge toleriert, dann bietet „Transformers – Revenge of the Fallen“ zunächst das gewünschte Programm. Ordentlich Action, viel Bewegung, Explosionen, Verfolgungsjagden.
Leider kippt das Verhältnis in der zweiten Hälfte (der Film läuft im Kino mit Pause) zugunsten von erbärmlicher Militär-Verherrlichung, endlosen Baller-Szenen und einer extrem lauen Story-Entwicklung. Ich habe sehr bald das Ende herbeigesehnt, aber 150 Minuten sind 150 Minuten, mit oder ohne Pause. Warum es eine solange Spielzeit sein musste? Vielleicht, weil „The Dark Knight“ auch (zu) lang war, und mächtig abkassiert hat. Oder weil die Szenen schon im Kasten waren, also rein in den Film damit. Womit das Prinzip „value for money“ zumindest theoretisch zum Zuge gekommen wäre…
Michael Bay und seine drei (!) Drehbuchautoren bedienen sich, unter anderem, beim „5. Element“, bei „Matrix“, „Herr der Ringe“, „Star Wars“ und „Indiana Jones“. Der einzige Unterschied sind halt die Transformers selbst. Die allerdings sind zwar für allerlei Actionszenen gut, outen sich aber sehr schnell als hochgradig albern, wenn man ihnen Sprechrollen zugesteht. Kein Wunder auch, die Dinger wurden für Kinder erfunden, die beim spielen damit „Wrrrmmmm!“, „Tätätätätätä!“ und sonstige Sounds machten. Die Story opfert vorrübergehend den Ober-Transformer der „guten“, namentlich Optimus Prime. Der verbringt den halben Film als Optimus Müllhaufen, während die fiesen Decepticons folgendes im Sinn haben: die Erde zerstören. Hooray!
Menschen sind auch dabei, in Person von Sam (Shia LaBeouf) etwa. Von allen Beteiligten ist seine Figur die interessanteste, was in diesem Fall eine schlechte Nachricht ist. Denn abgesehen von seiner speziellen Verbindung zu seinem Auto/Transformer, die einige Male zur Sprache kommt. ist er einfach nur da, um Blödsinn zu reden, der die Story voranbringt (Gelächter!), durch die Gegend zu rennen und ein paar Witze zu machen. Megan Fox ist als Mikaela, Sams sexy Freundin, wieder dabei, spielt aber keine wirkliche Rolle, sie ist einfach auch da. Der Film hat schlichtweg keine Verwendung für sie. Daneben ist John Turturro am Start, ein fieser Berater des US-Präsidenten und ein paar toughe GIs, die heldenhaft immer alles richtig machen.
Das Finale des Films spielt in Ägypten, die Pyramiden müssen als Kulisse für einen zähen Endlos-Fight herhalten, der so banal wie vorhersehbar ist. Zwischendurch rauschen Sams Eltern wieder auf, für ein paar (miese) Jokes nebenbei sorgen zwei mit schwarzem Slang redende Transformers (können nicht lesen, haben aber Goldzähne, how is that for a fucking cliché?). Sams Mitbewohner vom College darf auch mit, ist aber von vorne bis hinten weder sympathisch noch witzig.
Ja, man hätte es sich denken können: „Transformers 2“ ist liebloses, hirntotes Actionkino zum Abgewöhnen. Laut, schnell, stumpf, und – cineastische Todsünde – einfach langweilig. Im Kino waren die meisten Zuschauer offenbar trotzdem zufrieden, man lachte und frohlockte (gibt es das noch, „frohlocken“?). Ich habe auch lachen müssen, aber meist an anderen Stellen als der Rest. Wie auch immer, der Film wird das Taschengeld seiner Zielgruppe magnetisch anziehen, soviel steht fest. In den USA hat man in fünf Tagen $ 200 Mio. eingespielt, der Film wird sich für die Produzenten rechnen, und auch für Michael Bay. Denn der bekommt nicht nur Gewinnbeteiligung vom Film, er kassiert jetzt auch von Hasbro, dem Hersteller der Actionfiguren, eine Umsatzbeteiligung. Na denn, Mr. Bay: TRANSFORM MY ASS!
1/5
PS: Wen es interessiert: Hier der Spiegel-Artikel zu Transformers 2 und HASBROs weiteren Kino-Aktivitäten. Muss wohl als Warnung verstanden werden…