Dorfpunks

Alle Jubeljahre verirre auch ich mich mal in einen deutschen Film. Der letzte war glaube ich der „Baader Meinhof Komplex“. Diesen Sommer stand „Dorfpunks“ auf dem Programm, die Verfilmung von Rocko Schamonis gleichnamigem Roman. Und der Film hat mir tatsächlich richtig Spaß gemacht, wozu ein wenig wahrscheinlich auch das perfekte Setting beigetragen hat – lauer Sommerabend, entspanntes Open-Air Kino im Volkspark.

Die „Dorfpunks“ sind ein paar Jugendliche, die sich in Schleswig-Holstein (gemeint ist hier der Ort Lütjenburg nahe der Ostsee) Mitte der 80er Jahre weitgehend langweilen, und sich dem Punk verschrieben haben. Mit zerrissenen Klamotten und wilden Frisuren verbringen sie ihre Sommerferien auch gerne mit ein paar Palletten Dosenbier im Wald. Im Fokus des Geschehens steht Roddy Dangerblood (Cecil von Renner), der natürlich eigentlich ganz anders heisst, aber was macht das schon.

Um dem ätzenden Alltag auf dem Dorf ein paar Highlight abzutrotzen gründen die „Dorfpunks“ bald eine Band, wobei sie mehr Zeit mit der Suche nach einem geeigneten Bandnamen verbringen als mit dem Proben von Songs – mit dem entsprechenden Ergebnis, wie sich auf ihrem ersten Konzert rausstellt. Abseits der Band trifft Roddy außerdem auf die hübsche Maria, deren Geburtstagsfeier einer der Höhepunkte des Films ist. Einen dramaturgisch ausgefeilten Plot hat „Dorfpunks“ nicht zu bieten, er folgt seinen Figuren einfach für ein paar Monate durch ihr Leben und beobachtet amüsiert, was die Jungs da so treiben.

Ein großes Plus des Film sind die Dialoge, die bis auf wenige Ausnahmen ehrlich und authentisch klingen und mit reichlich norddeutsch-trockenem Humor angereichert sind („Aber WIE scheisse wir waren..das war schon wieder geil!“). Man nimmt auch den jungen Darstellern ihre Figure ohne jeden Zweifel ab. Dabei ist es hilfreich, dass nicht die üblichen Verdächtigen des deutschen Kinos mitspielen, sondern junge und unbekannte Schauspieler. Ebenso gut hat mir gefallen, dass der Film keinen Absolutheitsanspruch stellt, keine übertriebenen Ambitionen hat ein finales Generationenportrait zu zeichen, sondern recht zurückgenommen seinen „Helden“ ihre 90 Minuten Ruhm auf der Leinwand zugesteht. Damit ist der Film sicher nicht prädestiniert für einen Filmpreis, macht aber eine Menge Spaß und zeichnet ein stimmiges und witziges Bild vom Leben auf dem Land aus der Sicht der Jugend.

4/5