Der spanische Regisseur Pedro Almodovar ist seit fast 20 Jahren eine der wenigen festen Größen des europäischen Films, dessen Filme konstant ein größeres Publikum finden. Seine Geschichten drehen sich gerne um Familiengeheimnisse, falsche Identitäten und ungewöhnliche Beziehungen schillernder Figuren. Auch in seinem neuesten Film „Zerrissene Umarmungen“ sind all diese Zutaten zu finden.
Die Story beginnt mit einem Off-Kommentar von Matteo Blanco (Lluis Homar), einem ehemaligen Regisseur und Drehbuchautor, der den Künstlernamen Harry Caine angenommen hat. Caine ist vor Jahren erblindet – woran, das erfährt das Publikum erst nach und nach in Rückblenden. Caines Produzentin Judit und ihr Sohn Diego stehen Caine im Alltag bei und fungieren als Ersatzfamilie. Bald steht in Person eines jungen Mannes ein fast vergessenes Kapitel aus Caines Vergangenheit vor der Tür, und seine Errinnerungen an den schwerreichen Finanzier Ernesto Martel und seine schöne Geliebte, die Schauspielerin Lena (Penelope Cruz) bestimmen das Geschehen.
Mit vielen Rückblenden und einem doppelten ‚Film im Film‘ (einer Komödie namens „Frauen und Koffer“ und einem Dokumentarfilm zu den Dreharbeiten, holt „Zerrissene Umarmungen“ erzählerisch weit aus. Die Geschichte dahinter bekommt, typisch für Almodovar, erst langsam schärfere Konturen, bietet aber auf dem Weg dahin einige wunderbare Szenen, die allein den Gang ins Kino lohnen. Neben den beiden großartigen Hauptdarstellern Penelope Cruz (hier wäre locker gleich der nächste Oscar verdient) und Lluis Homar sind auch die anderen Figuren des Films wunderbar gezeichnet, sind zuweilen skurril und witzig, aber im Kern immer zutiefst menschlich.
Vom komödiantischen Beginn über viele tragische und dramatische Momente bis hin zum alle Erzählstränge vereinenden Ende ist „Zerrissene Umarmungen“ großartiges Erzählkino, vom Regisseur meisterhaft und souverän inszeniert. Almodovar, der hier wie für die meisten seiner Filme auch das Drehbuch geschrieben hat, versteht es wie kein anderer Anspruch und Ernst mit Unterhaltung und herrlichem Witz zu verbinden, und dabei die Glaubwürdigkeit seiner Figuren zu wahren. Neben seinen übrigen, großartigen Filmen wie „Alles über meine Mutter“, „Sprich mit ihr“ oder „Volver“ braucht sich „Zerrissene Umarmungen“ nicht zu verstecken, und fügt dem ohnehin beeindruckenden Schaffen Almodovars eine weitere Perle hinzu.
5/5
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