Actionthriller sind durchaus das Metier von Regisseur Tony Scott, wie er etwa mit „Staatsfeind Nr. 1“ oder „Deja-vu“ bewiesen hat. Sein neuester Film fällt auch in dieses Genre und ist ein Remake eines gleichnamigen Films aus den 70ern, den ich allerdings nicht kenne. Die Story ist auf den ersten Blick simpel. Ein paar schwere Jungs entführen eine U-Bahn und fordern Lösegeld. Der grade diensthabende Zug-Koordinator wird wegen der permanenten Funkverbindung zum Vermittler.
John Travolta spielt Ryder, den Mastermind der Entführer, Denzel Washington gibt – mit ein paar Extrapfunden ausgestattet – den Bahn-Angestellten Garber. Soweit so gut? Nicht wirklich. Geiselnahmen sind nun wahrlich nichts neues im Kino, und sie laufen auch irgendwie immer gleich. Hin und wieder kann ein Film mit seinem Kniff überzeugen, wie zuletzt etwa „Inside Man“, aber „Pelham 123“ gehört leider nicht dazu. Die Story, das wird früh und wenig subtil angedeutet, hat noch ein paar Kniffe am Start. Einer davon ist Garbers Vergangenheit, ein anderer (Surprise!) die von Ryder.
Und so entwickelt sich die ohnehin nicht sehr spannende Story zu einem kleinen Ratespiel, wer da wohl eigentlich was im Sinn hat – ohne dass man allerdings genug Interesse für die Figuren aufbringt, um sich ernsthaft drum zu kümmern. Ryders Motive sind recht banal, seine Handlungen teils widersinnig, und Garber ist zwar ein netter Kerl und kein klassischer Held, aber auch nicht wirklich spannend. Die Unterhaltungen der beiden sind nicht schlecht geschrieben, aber viel zu künstlich.
Einzig James Gandolfini (besser bekannt als Tony Soprano) als New Yorker Bürgermeister hat mir gut gefallen, wohl auch weil seine Rolle (hat seinen Job satt und genug von Politik und Wahlkampf) ein wenig Originalität mitbringt. Im Gegensatz z.B. zu der von John Turturro, der als Verhandlungsspezialist schauspielerischen Dienst nach Vorschrift macht – mehr wird nicht verlangt. Blass bleiben auch die Geiseln, obwohl Zeit gewesen wäre, etwas nennenswertes aus ein paar Figuren zu machen.
Handwerklich und optisch gibt es wie meistens bei Tony Scott am Film nichts auszusetzen, und so dauert es ein Weilchen, bis man auf die Uhr guckt und sich fragt, wohin das Ganze eigentlich führen soll. „The Taking of Pelham 123“ hat ein paar gute Ansätze und einige spannende Momente zu bieten, verfehlt aber unter dem Strich das Klassenziel. Die Charaktere reißen nicht mit, die Story auch nicht wirklich, und es gibt nicht genug Action, um das vergessen zu machen. Zur Vertreibung von Langeweile und auch bei Schlaflosigkeit ist der Film eine Alternative, aber für knapp zwei Stunden Kino ist das zuwenig.
3/5