Ich glaube, die Original „Was macht eigentlich..“-Kolumne stammt aus dem ‚Stern‘, aber das macht ja nix. Ich werde mir den Ansatz mal ausleihen, um über einige Schauspieler zu schreiben, die irgendwie von der Bildfläche verschwunden sind. Erster Kandidat: US-Schauspieler Josh Hartnett, Jahrgang 1978, um die Jahrtausendwende rum ein bekannter Teenieschwarm mit markantem Kinn…(das hat er glaube ich immer noch).
Mit „Pearl Harbor“ wurde Hartnett anno 2000 bekannt, der Film legte sein Image als romantischer Frauenversteher fest. Daran konnte auch der Part in „Black Hawk Down“ ein Jahr später nichts ändern, schon weil die Zielgruppe eine gänzlich andere war und die Schauspieler im Film allesamt letztlich Statisten waren. Mit der romantisch-braven Sex-Komödie „40 Days and 40 Nights“ konnte Hartnett wiederum ein Jahr später beim (sehr jungen) weiblichen Publikum punkten, machte es sich auf den Zeitschriften-Coverseiten bequem. Doch dann geriet die steile Karriere etwas ins Stocken.
„Hollywood Homicide“, der Cop-Film mit Harrison Ford, fand (zurecht) wenig Zuspruch. Seine vielleicht beste Rolle hatte er in dem Thriller/Drama/Romanze „Wicker Park“, den das Publikum 2004 aber weitgehend ignorierte. In „Sin City“ spielte er gekonnt gegen sein Image, wobei ihm seine tiefe Stimme (im Original, nicht in der Synchro) sicher geholfen hat. Als nächstes geriet die mit Spannung erwartete Krimi-Verfilmung „The Black Dahlia“ zum Flop, auch wenn der Film nicht schlecht war und Hartnett seine Rolle gut spielte. „Lucky Number Slevin“, eine Neo Noir-artige Gangsterstory ohne die ganz große Klasse aber mit ordentlich Unterhaltungswert, fand Anklang beim Publikum (IMDB-Rating 7,8), war aber kein wirklicher Kassenerfolg.
In „30 Days of Night“, einem düsteren, gar nicht schlechten Horrorfilm, ging er nochmals einen Schritt raus aus der Softie/Womanizer-Ecke, in dem Independent-Drama „August“ gab er einen jungen Start-Up-Unternehmer. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit, der Film schaffte es nur in wenige Kinos. Mit der zunächst glänzend anlaufenden Karriere als Hollywood-Star der A-Kategorie ist es also nichts geworden – nun hat man schon eine Weile nichts mehr von Hartnett gehört. Werfen wir also mal einen Blick auf das, was der gute Mann demnächst an den Start bringen wird…
Laut IMDB.com ist das zunächst „I come with the Rain“, ein international produzierter Thriller, in dem Hartnett als Privatdetektiv in Hongkong einen Milliardärssohn aufspüren soll. Klingt nach einem Film, der mir Spaß machen könnte, allerdings ist er bisher nur in Südkorea regulär angelaufen. Und irgendwie riecht das nach einem reinen DVD-Release für den Rest der Welt, was ja bekanntlich immer mit einem Makel behaftet ist – einfach weil ein Kinostart bedeutet, dass die Produzenten/der Verleih an einen „regulären“ Erfolg glauben.
Dann wäre da noch „Bunraku“, der u. a. als „a martial arts noir that mixes live action and animation“ beschrieben wird. Neben Hartnett sind Demi Moore und Woody Harrelson dabei, feste Starttermine stehen nicht fest. Das wiederum verwundert nicht, auch dieser Film ist eine bunte Co-Produktion ohne ein großes Studio oder einen großen multinationalen Vertrieb im Rücken, der das Marketing zentral vorantreiben würde.
Wie es aussieht hat Josh Hartnett keine Lust, sich noch einmal als zugkräftiger Teenie- bis Frauenschwarm herzugeben und in romantischen Komödien der Studios mitzuwirken. Ich kann daran nichts verwerfliches erkennen, bin aber trotzdem gespannt, ob er weiter auf den Independent-Pfaden wandeln wird, oder – sollte es mit dem ein oder anderen Publikumserfolg klappen – nicht doch noch einmal Lust verspürt, Brad Pitt und Kollegen Konkurrenz zu machen. Als Schauspieler ist Hartnett durchaus fähig, aber sein gutes Aussehen und das ewige Image des (reinen) Frauenschwarms könnten ihm – was die sehenswerten Rollen angeht – durchaus eher schaden.