Surveillance (DVD)

Dass David Lynch gerne und ausschließlich abseitige Filme dreht, die nicht jedermanns Geschmack treffen, ist bekannt. Mit „Unter Kontrolle“ (so der deutsche Titel) hat nun seine Tochter Jennifer Lynch ihren zweiten Film gedreht. Ihr erster, „Boxing Helena“ von 1993, war kein wirklicher Erfolg. Bekannt wurde der Film eigentlich nur wegen des Prozesses, den die Produzenten gegen Kim Basinger geführt haben – denn die drückte sich damals trotz Unterschrift um die Hauptrolle. Vielleicht gefiel ihr die Vorstellung, mit fortschreitender Laufzeit mit immer weniger Gliedmaßen zu spielen (was Teil der Story war) nicht so richtig gut. Ihre Rolle übernahm Sherilyn Fenn (aus „Twin Peaks“), der Film geriet in Vergessenheit.

Nun hat die Tochter des Hauses Lynch wieder einen Film gedreht. „Surveillance“ ist im weiteren Sinne ein Serienkiller-Film und ein sogenannter Mindfuck. Der Rahmen ist dieser: zwei FBI-Agenten (Bill Pullman und Lena Olin) kreuzen bei einer einsamen Polizei-Station im mittleren Westen auf. In der Einsamkeit der Prärie gab es mehrere Morde, und die Agenten sollen herausfinden, was wirklich passiert ist.

Lange bleibt dabei unklar, was eigentlich passiert ist. Ein paar Zeugen und Überlebende erzählen in Rückblenden von dem blutigen Geschehen auf dem Highway. Die zwei involvierten Cops, soviel steht schnell fest, waren alles andere als Heilige. Der Film gibt seine Geschichte parallel in zwei Strängen preis. In Rückblenden, in denen Beteiligte (unwahre) Versionen der Vorkommnisse erzählen – während der Film die „echten“ Geschichten erzählt. Und außerdem durch das Geschehen auf der Polizeistation, in der die FBI-Agenten alle Zeugen parallel vernehmen.

Das Ergebnis ist nicht uninteressant. Das Publikum darf eifrig raten, auf was die ganze Sache eigentlich hinausläuft, während die Spannung in der Außenhandlung und auch in den Rückblenden zunimmt. Das Ganze hat allerdings von Anfang an den Charakter einer Versuchsanordnung, wogegen auch die guten Schauspieler nicht anspielen können. Gerade das Ende von „Surveillance“ leidet dann darunter. Denn die Kniffe und Tricks der Story, sowie die finalen Enthüllungen, sind keine Meisterleistung sondern eher durchschnittlich.

„Surveillance“ spielt nicht ungeschickt mit den Versatzstücken moderner Serienkiller-Stories, und er baut auch Überraschungen mit ein. Doch schon die Erzählweise ist zu künstlich, um das Publikum ernsthaft für die Handlung zu begeistern. Die ganze Cleverness des Drehbuchs kann nicht überspielen, dass die Story letztlich eher dünn und psychologisch wenig schlüssig ist. Wenn das Drehbuch, und nicht die Figuren selber, allein bestimmt, wohin die Reise geht, bleibt die Glaubwürdigkeit eben auf der Strecke. Vor 15 Jahren hätte „Surveillance“ vielleicht Grenzen gesprengt und Augen geöffnet. Nach „Pulp Fiction“, „Identity“, „The Usual Suspects“ oder auch „Fight Club“ kann der Film nur noch Fans des Genres empfohlen werden, der Rest kann sich diese Variation des bekannten Themas auch einfach mal sparen…

3/5