Die Antwort auf diese Frage könnte vereinfacht lauten: Er dreht Scheissfilme. Aber auch wenn der gute Al schon etwas älter ist, gar im nächsten Jahr 70 Jahre alt wird, muss man die Hoffnung ja nicht aufgeben. Pacinos Karriere begann so richtig mit „Der Pate“ und dessen Fortsetzung. Etwa seit der Jahrtausendwende allerdings ist auf Pacino kein Verlass mehr, weil einfach zuviele seiner Filme nicht im Ansatz sehenswert waren.
In den 70ern war Pacino neben dem „Paten“ auch in „Serpico“ zu sehen, und glänzte u.a. in „Dog Day Afternoon“ (dt. Titel „Hundstage“). In den 80ern machte er sich rar und drehte insgesamt nur fünf Filme. Darunter aber etwa „Scarface“, und der Film alleine hätte ihm schon für 20 Jahre Ruhm beschert. Der Riesenflop „Revolution“ von 1985 könnte ein Grund gewesen sein, warum sich Pacino dann vier Jahre Zeit ließ, ehe er mit „Sea of Love“ wieder eine Kinorolle annahm.
Die 90er waren DAS Jahrzehnt für den gebürtigen New Yorker, allein in den ersten fünf Jahren spielte er in einer ganzen Reihe von großartigen Filmen mit: „Godfather Pt. III“ (ja, ich finde die ersten beiden auch besser, aber der dritte ist nicht schlecht), „Frankie & Johnny“, „Scent of a Woman“ (Oscar für die beste Hauptrolle), „Glengarry Glen Ross“, „Carlito’s Way“ und „Heat“. Auch die Jahre 1996 bis 2000 haben noch einige richtig gute Pacinos zu bieten: „Donnie Brasco“ mit Johnny Depp, „The Devil’s Advocate“ mit Keanu Reeves, „The Insider“ mit Russell Crowe und Oliver Stones Football-Ensemblefilm „Any Given Sunday“.
Dann allerdings wird es bis auf wenige Ausnahmen (etwa Christopher Nolans „Insomnia“) bitter. „S1mOne“ ist vereinfacht gesagt einfach nur daneben und langweilig, der „Bennifer“-Streifen „Gigli“ wurde schlicht ausgelacht – gut für Pacino, dass er da nur eine Nebenrolle hatte. „The Recruit“ war ein Reißbrett-Thriller und eigentlich eher ein Star-Vehikel für Newcomer Colin Farrell, fand jedoch wenig Anklang. Den miesen Möchtegern-Thrillern „88 Minutes“ und „Righteous Kill“ stehen dann bis heute nur noch die Shakespeare-Verfilmung „The Merchant of Venice“ und ein Gastauftritt in „Ocean’s 13“ entgegen. Das Sportwetten-Drama „Two for the Money“ muss hier aussen vor bleiben, das habe ich irgendwie verpasst.
Warum also hat Pacino in so vielen miesen Filmen mitgewirkt? Es mag ja sein, dass nicht mehr allzu viele Drehbücher reinflattern bei seinem Agenten. Das sollte ja aber kein Grund sein sich für irgendwelchen Mist herzugeben. Es sei denn, die Kohle wäre alle gewesen. Doch Schlagzeilen wie sie Nic Cage zuletzt mit seinem Bankrott machte waren über Pacino nicht zu lesen. Kollege Robert De Niro hat ja mit ähnlichen Problemen zu kämpfen gehabt, konnte aber mit „Meet the Parents“ und „Analyze This“ zwei erfolgreiche Selbstparodien vorweisen.
Aktuell ist Pacino vor allem in zwei Projekten involviert. Zum einen als „King Lear“ in einer für 2010 angekündigten Shakespeare-Verfilmung von Michael Radford (der auch beim „Kaufmann von Venedig“ Regie führte). Ein Jahr später soll „Mary Mother of Christ“ herauskommen, in dem Pacino angeblich als König Herodes dabei sein soll. Im Gespräch sind außerdem ein Remake von „Rififi“, ein Film über die letzten Tage von Napoleon und ein Thriller/Drama von „Syriana“-Regisseur Stephen Gaghan.
Einige der neuen Projekte klingen zumindest interessant, mal sehen, ob ein echter Comeback-Knaller dabei ist. Ansonsten könnte Pacino auch Jack Nicholson die Rollen der schrulligen alten Männer streitig machen, oder sich in Independent-Dramen als Berufsgroßvater junger Hauptdarsteller verdingen. So oder so, irgendwas kommt noch, und angesichts dessen, was schon da ist, soll uns das mal reichen, gelle?