Judd Apatows Aufstieg in Hollywood kann man getrost steil nennen. Zwei erfolgreiche Komödien inszenierte er selber („Knocked Up“, „The 40 Year Old Virgin“), ein gutes Dutzend weitere hat er produziert, für ein halbes Dutzend das Drehbuch geschrieben. Für die letzte Oscar-Verleihung produzierte er eine Comedy-Einlage rund um die Figuren aus „Pineapple Express“. In seinem Schlepptau stieg Schauspieler und Drehbuchautor Seth Rogen – der in den meisten Filmen dabei war – in die Riege der bekanntesten Gesichter Hollywood auf.
Mit „Funny People“ lässt Apatow nun den Klamauk weitgehend hinter sich und verlässt sein gewohntes Terrain. Die Geschichte eines todkranken Star-Komödianten und seine Freundschaft zu einem unerfahrenen Newcomer im Comedy-Geschäft ist eher ein coming-of-age Drama denn eine klassische Komödie. Adam Sandler, bis auf wenige Ausnahmen eher für derbe Zoten a la „Big Daddy“ bekannt, spielt George Simmons, einen reichen, aber unglücklichen TV-Star. Seine Diagnose: eine seltene Form von Leukämie; die Aussichten: wenige Monate zu leben, kaum Hoffnung auf Heilung.
Eher zufällig begegnet Simmons dem angehenden Stand Up-Komiker Ira Wright (Seth Rogen), und heuert ihn als persönlichen Assistenten an. Und weil Simmons trotz aller Millionen einsam geblieben ist findet sich Ira bald in der Rolle des besten Freundes und als Mädchen für alles wieder. „Funny People“ mischt dabei eine Studie des Comedy-Geschäfts mit einem Krankheitsdrama und dem immer wiederkehrenden Motiv der Männerfreundschaft. Doch die Mischung geht nicht so recht auf, der Film wirkt unfertig, die Dramaturgie unbeholfen.
An Adam Sandler liegt es nicht, über weite Strecken ist sein Portrait eines zum ewigen Lustigsein verdammten Misanthropen eine seiner besten Rollen. Auch Seth Rogen (und seine Kollegen aus der Comedy-WG, Jason Schwartzman und Jonah Hill) macht nichts falsch, wenngleich eher hier zum x-ten Male einen ähnlichen Charakter spielt. Auch die Chemie zwischen den beiden Figuren ist nicht das Problem. Das Konzept als Ganzes geht nicht auf, lediglich einzelne Szenen stechen als gelungene Inseln aus den 150 Minuten Laufzeit heraus.
Die Einblicke in die Welt der Stand Up-Comedians, ihre ewige Jagd nach dem nächsten guten Witz und die Rivalität der einzelnen Künstler sind zuweilen erhellend. Und natürlich fallen dabei jede Menge Witze ab – aber ohne Überraschungseffekt, eher als Nebenprodukt der Story. Die wiederum ist insgesamt recht dünn, was nichts schlechtes heissen muss, viele Filme ohne herkömmlichen Plot machen mächig viel Spaß. Durch die Krankheit von Simmons ist hier jedoch ein klarer Rahmen vorgegeben, und die damit einhergehenden Konventionen wirken der an anderen Stellen vorherrschenden Anarchie entgegen.
Der spät einsetzende menschliche Reifungsprozeß von Simmons ist der Kern des Films, hier jedoch stimmt irgendwie das Timing nicht. Simmons wird noch einmal zum arroganten, kaltherzigen Heckenpenner, nachdem er eben jene Arroganz und Kaltherzigkeit eigentlich abgelegt hat. Die Szenen im Hause seiner Ex-Freundin sind nicht überzeugend, ebensowenig Simmons Reaktion auf Iras Verhalten in der Angelegenheit.
Trotz all dieser Schwächen ist „Funny People“ kein schlechter Film geworden. Er ist meist unterhaltsam, er ist mal rührend und mal komisch und nie wirklich schlecht. Am Ende bleibt allerdings die Frage nach dem „Warum?“ unbefriedigend offen. Ein Film, der so offensichtlich was über das Leben und das große Ganze erzählen will, sollte ein bißchen mehr Tiefe und Scharfsinn aufweisen. Oder eben das Drama zurückfahren und den Humor für sich sprechen lassen.
3/5
Lawinen steigen doch gar nicht auf
Sagt wer?
Dinsch. Hab zu spät gemerkt, dass ich anonym bin. Egal, hat ja gefunzt