Über einen Umweg namens „Tesn“ landete der Tipp bei mir, dass sich der französische Film „39,90“ lohnen würde. Also habe ich mal einen Blick gewagt. Der Film zeichnet das Leben des Werbe-Gurus Octave (Jean Dujardin) nach. Die Story erzählt Octave selbst, von seiner Jugend bis zum Jet-Set-Leben als Star der Werbe-Branche. Koks, schöne Frauen, seelenlose, aber effektive Werbekampagnen und eine 70er-Jahre Rockstar-Attitude bestimmen sein Leben in der Metropole Paris.
„99 Franc“ (Originatitel) verbindet Satire, Komödie und Drama zu einem wenig erbaulichen Portrait der heutigen Konsumgesellschaft. Was fehlt, ist ein roter Faden, der dem Film darüber hinaus Bedeutung geben könnte. Octave selbst hat – zurecht – keine hohe Meinung von sich, auch nicht von seinen Kunden und erst recht nicht von seinen Vorgesetzten. Er ist selbst ein Produkt der allgegenwärtigen Massenhysterie um gutes Aussehen, schnelle Autos und andere (scheinbare) Oberflächlichkeiten.
Der Film möchte ihn zum tragischen Helden stilisieren, doch das gelingt nicht so recht, weil Octave selbst eine leere Hülle ist, die nur gelegentlich mal Besuch vom eigenen Gewissen bekommt. Die Inszenierung ist durchaus gelungen, visuell fährt „39,90“ sehenswerte Tricks auf, und ist manchmal gar auf Augenhöhe mit Terry Gilliams „Fear and Loathing in Las Vegas“, was die Eindringlichkeit von (unappetitlichen) Drogen-Erfahrungen angeht.
So richtig zünden tut der Film jedoch nie. Ein paar coole und zynische Dialoge verlieren in der Synchronfassung wahrscheinlich an Witz. Die stilistischen Übertreibungen und gesellschaftskritischen Ober- und Untertöne sind selten überzeugend, weil „39,90“ erst gar keine Figuren ins Rennen schickt, die dem Publikum am Herzen liegen könnten. Das überspitzte Szenario und die temporeiche Story, die durchaus gute Ideen hat, halten den Film am Leben. Mitreißen und bewegen können sie das Publikum aber nicht, und so rauscht das Geschehen am Zuschauer ungefähr so schnell (und ultimativ belanglos) vorbei wie Octaves Leben an ihm selbst.
3/5
Jetzt bin ich angeblich schuld, dass du deine zeit verplemmpert hast, dabei hab ich den streifen ja selber nichma gesehen. Naja. Wie gesagt: danke fuers vorkosten! 🙂
Ich schreib doch Du bist der „Umweg“ über den der Tipp (von Jörg?) bei mir ankam!
Heute selbst gesehen, und Du hast es auf den Punkt gebracht.