Thriller, in denen nichts so ist wie es anfangs scheint, sind wahrlich keine Seltenheit. „Nobel Son“ führt quasi die Tradition von „Wild Things“ oder „Die üblichen Verdächtigen“ fort. Der frisch ausgezeichnete Nobelpreisträger und Chemie-Professor Eli Michaelson (Alan Rickman) und seine Frau Sarah (Mary Steenburgen) weilen für die Preisverleihung in Stockholm. Zuhause in Santa Barbara wird derweil ihr Sohn Barkley (Bryan Greenberg) entführt, der wegen den Flieger nach Europa wegen einer jungen Frau verpasst hat. Bald liegt die Lösegeldforderung vor – um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen legt der Kidnapper Barkleys Daumen hinzu.
Doch so einfach ist die Sache natürlich doch nicht. Der Entführer ist Barkleys Halbbruder Thaddeus (Shawn Hatosy), der offenbar noch ganz andere Ziele hat als nur Geld zu erpressen. Barkleys One-Night-Stand mit dem Künstlernamen City Hall (Eliza Dushku) gerät auch langsam unter Verdacht, und dem zuständigen Cop Max Mariner (Bill Pullman) fallen zunehmend mehr Ungereimtheiten ins Auge, was den Tathergang der Entführung angeht.
Die Story beginnt zunächst ganz interessant und spielt geschickt mit den Erwartungen des Zuschauers, dreht aber im Laufe des Films locker zwei Haken zuviel. Je länger der Film dauert, desto weniger mag man den ganzen Schmu glauben. Die Story ist schon am Anfang nicht unbedingt wasserdicht, gegen Ende erleidet sie dann endgültig Schiffbruch. Die Inszenierung ist hektisch und etwas verwirrend, unterlegt von einem nervigen Score, der aus einer Art Medley von Alarmsirenen besteht. Zudem nervt sie mit pseudo-philosophischen Zwischentönen eines wiederkehrenden und unnötigen Kannibalismus-Motives.
Wirklich sehenswert ist in „Nobel Son“ nur Alan Rickman. Er spielt den griesgrämigen, egomanischen Professor so überzeugend, dass der schon fast wieder charmant wirkt. Um Rickman herum geben sich alle anderen Darsteller Mühe, aber ihre Figuren sind zu sehr für ein Verwirrspiel konstruiert, als dass sie in sich stimmig sein könnten. Danny DeVito ist in einer lustigen Nebenrolle zu sehen, Ted Danson in einer weniger lustigen. Der Star des Films sollte wohl die Story sein, aber diese Fingerübung in Sachen „Nichts ist wie es scheint“-Thriller kann einfach zu selten und unter dem Strich überhaupt nicht überzeugen.
2/5