Der neue Film von „Shadowboxer„-Regisseur Lee Daniels hat in den USA für viel Aufsehen gesorgt. „Precious“ handelt von einer übergewichtigen schwarzen Teenagerin in Harlem anno 1987, also zur Hochzeit der ersten Crack-Epidemie. Sie erwartet ihr zweites Kind – beide vom Lebensgefährten ihrer Mutter (Mo’Nique). Die wiederum ist ein wandelnder Alptraum, eine verbitterte Frau, die alle ihre Launen und Unsicherheiten an ihrer Tochter auslässt. Nur in Tagträumen kann Precious (Gabourey Sidibe) ihrem trostlosem Alltag entkommen – bis sie von der Schulbehörde auf eine spezielle Schule geschickt wird und so etwas wie eine Perspektive fürs Leben bekommt.
Die Szenerie ist bedrückend, die Leistungen der Schauspieler gehen unter die Haut. Schonungslos ist man dem Geschehen als Zuschauer ausgeliefert. „Precious“ hat in den USA viele gute Kritiken (und zurecht auch Oscarnominierungen für Mo’Nique und Sidibe) bekommen, aber auch einstecken müssen. So wurde etwa behauptet, der Film inszeniere Afroamerikaner einseitig als hilfsbedürftige Sozialversager. Dagegen haben sich die Produzenten – u.a. Fernseh-Übermutter Ophrah Winfrey – heftig gewehrt und den tragischen Realismus verteidigt. Sehenswert ist der Film allemal, wenngleich das düstere Sozialdrama trotz einiger Lichtblicke sehr schwer verdaulich ist. In all dem Elend ist zwar noch Menschlichkeit zu finden, aber ob man sich auf die Suche danach machen möchte sollte man sich vorher gut überlegen.
4/5