Letzten Spätsommer gingen die zwei Teile von „Public Enemy No. 1“ im Kino an mir vorbei. Unter anderem deshalb, weil mir der Trailer nicht sonderlich gefiel. Nun aber, nachdem ich den ersten Teil mit dem nicht sehr subtilen deutschen Titel „Mordinstinkt“ gesehen habe, bereue ich das ein wenig. Die Filme basiert auf dem Leben des realen Gangsters Jacques Mesrine (gespielt von Vincent Cassel), nehmen sich dabei aber sicher einige künstlerische Freiheiten.
Das Tempo der Story ist flott, von Mesrines Erfahrungen im Algerienkrieg anno 1959 geht es nach Paris, wo er als Gangster unter der schützenden Hand von Guido (Gerard Depardieu) an Einfluss gewinnt. Drei Frauengeschichten, zwei Kinder, etliche Überfälle und einen Haufen Tote später erfindet sich Mesrine 1968 mit seiner neuen Liebe Jeanne (Cecile De France) im kanadischen Quebec neu, und legt sich dort sehr bald mit den Autoritäten Nordamerikas an – vorläufige Endstation ist ein Hochsicherheitsgefängnis.
Visuell bedient sich „Mordinstinkt“ bei klassischen US-Gangsterfilmen, setzt auf lange Kamerafahrten und explizite Gewaltszenen. Anleihen beim „Paten“ oder Scorseses „Goodfellas“ sind nicht zu übersehen. Doch der Film findet seinen eigenen Ton, was das Szenario und die Hauptfigur angeht. Mesrine ist ein Soziopath und eiskalter Verbrecher, was sich zum Teil durch seine Vergangenheit erklärt. Er macht Karriere in der Unterwelt, weil er für einen bürgerlichen Beruf zu ungeduldig ist und ohnehin nach seinen eigenen Gesetzen lebt.
Psychologisch gesehen ist es manchmal etwas dünn, was der Film seinem Publikum verkauft. Doch vor allem Vincent Cassel (auch in deutscher Übersetzung) spielt groß auf und verleiht Mesrine einen „Scarface“-artigen Charme. Die Handlung hält ihr hohes Tempo ohne große Glaubwürdigkeitsverluste, lediglich einige dramaturgische Sprünge fallen ins Auge. „Mordinstinkt“ kommt erfrischend und unterhaltsam daher, obwohl alle Zutaten – Banküberfälle, Schießereien, Gefängnisausbrüche, Medienrummel – hinreichend bekannt sind. Den zweiten Teil der Saga, „Todestrieb“, werde ich mir in Kürze auf jeden Fall mit deutlich gesteigerten Erwartungen zu Gemüte führen…
4/5
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