„Godfather“-Regisseur Francis Ford Coppola hatte das Filmemachen schon beinahe aufgegeben, bevor er vor zwei Jahren mit „Youth Without Youth“ wieder eine Regiearbeit vorlegte. Leider war der Film mit Tim Roth und Alexandra Maria Lara eine Enttäuschung. Zwei Jahre danach hat Coppola „Tetro“ gedreht, der hierzulande aber wohl gar nicht mehr oder arg verspätet anlaufen wird. Was eigentlich schade ist, denn der Film ist um einiges besser und interessanter als sein letzter. Allerdings besitzt er keine großen kommerziellen Erfolgsaussichten.
Die zwei Söhne eines berühmten Dirigenten finden in Buenes Aires wieder zusammen. Der 18-jährige Benny (Alden Ehrenreich) erhofft sich vom Treffen mit seinem deutlich älteren Halbbruder Tetro (Vincent Gallo) mehr über die von Tragödien geprägte Familiengeschichte zu erfahren. Der Schatten des aus Argentinien nach New York ausgewanderten Patriarchen (Klaus Maria Brandauer in einer seiner seltenen Kinorollen) liegt die gesamte Handlung über dem Geschehen, auch wenn der nur in Rückblenden als handelnde Figur dabei ist.
Die Story kreist um große Themen, um Familie und Schicksal, Literatur und Theater, Liebe und Vergebung. In Schwarzweiß gedreht, mit nur wenigen Farbtupfern (Coppola verglich den Film mit „Rumble Fish“, den er ebenso gedreht hatte) entwickelt sich langsam ein weit ausholendes Familiendrama. Die vielen Theaterszenen spiegeln die Handlung oder nehmen sie vorweg, in diesem Sinne ist „Tetro“ kopflastiges, anspruchsvolles Autorenkino.
Ein paar Schwächen sind nicht zu übersehen, vor allem der – trotz guter Schauspielerleistungen – insgesamt sehr künstliche Charakter des Ganzen hindert den Film daran, sein Publikum emotional wirklich mitzureißen. Trotzdem ist „Tetro“ mehr als nur eine dramaturgische Fingerübung und ist bis zum Schluss anspruchsvolles, mitunter virtuos inszeniertes Drama – mit einem Ende, das gar ein „Star Wars“-Zitat bereit hält. Etwas wohlwollend ergibt das …
4/5