Ob die Produzenten von „Death Wish“ (hierzulande als „Ein Mann sieht rot“ bekannt) gewusst haben, wieviele Filme das Prinzip des Charles-Bronson-Reißers kopieren würden, ist nicht bekannt. Vermutlich war „Death Wish“ auch gar nicht der erste Film dieser Art. Sei es drum, Hollywood wird nicht müde, die Geschichte vom bürgerlichen Racheengel ein ums andere mal zu wiederholen. Da drehte Denzel Washington als „Man on Fire“ durch, Jodie Foster endteckte „Die Fremde in dir“, und auch der erste „Punisher“-Film verfolgt das gleiche Schema. Ein oder mehrere Angehörige des (Anti-)Helden werden – möglichst grausam – ermordet, und dann geht es los mit der Selbstjustiz. Denn auf die Gerichte, auch das gehört zum Schema, ist ja kein Verlass, und die Verbrecher kommen schnell wieder frei – wenn sie überhaupt gefasst bzw. verurteilt wurden.
Genau so funktioniert auch „Law Abiding Citizen“ (Originaltitel). Da muss Familienvater Clyde (Gerald Butler, „300“) mitansehen, wie seine Frau und Tochter bestialisch ermordet werden. Und dann schließt der Staatsanwalt Nick (Jamie Foxx, „Ray“) mit dem Anwalt der Verteidigung einen schäbigen Deal, um seine Verurteilungsrate und damit seine Karrierechancen nicht zu gefährden. Der Hauptschuldige bekommt schlappe 5 Jahre aufgebrummt, sein Mittäter landet in der Todeszelle. Nicht akzeptabel für den am Boden zerstörten Clyde…
10 Jahre später nimmt das Unheil seinen Lauf. Bei der Hinrichtung des einen Täters geht so einiges schief, der andere wird regelrecht in Stücke geschnitten. Sehr bald kommen die Cops zu dem Schluss, dass Clyde dahinter stecken könnte. Doch kaum sitzt der in Haft offenbart er dem verdutzten Nick, inzwischen Vize-Bezirksstaatsanwalt, dass er noch längst nicht fertig ist mit seinem Rachefeldzug. Wie sich rausstellt ist er nämlich gar nicht der harmlose Ingenieur, für den er gehalten wurde, sondern ein hochbezahlter und brillanter Tüftler, der für die US-Regierung Killer-Spielzeuge bastelt. Von genau jenen hat er einige ins Rennen geschickt, alle damals am Prozesse beteiligten Personen schweben in Lebensgefahr.
Das Geschehen ist weit hergeholt, und bei näherer Betrachtung fällt der Plot auch in sich zusammen. Nur eine von vielen Fragen wäre, warum die Mörder Clyde damals eigentlich verschont haben? Wollten sie unbedingt einen Zeugen und dementsprechend gefasst werden? Ist auch geschenkt, das Katz-und-Maus-Spiel des Films hat ein paar spannende und gar überraschende Momente zu bieten, handwerklich macht Regisseur F. Gary Gray („The Italian Job“) nicht viel falsch.
Gerard Butler spielt die Rolle als zu allem entschlossenen Todesengel mit gebührendem Ernst, kann der Figur aber keine Tiefe verleihen. Seine zahlreichen Ausführungen zum jämmerlichen Stand der Justiz sind over-the-top und nicht wirklich ernst zu nehmen. Staatsanwalt Nick, von Jamie Foxx zunächst als aalglatter Karriere-Typ gespielt, gewinnt nicht viel mehr Tiefe. Trotzdem drehen sich die Sympathien des Publikums langsam aber sicher zu Nicks Gunsten. Das Mitgefühl für den Witwer Clyde schwindet dagegen ob dessen zunehmend eskalierender Racheakte.
„Gesetz der Rache“ hat eine klare Zielgruppe, wie eigentlich fast alle Filme dieser Art. Ein junges, männliches Publikum soll hier unterhalten werden, und das funktioniert soweit auch ganz gut. Wo allerdings andere Thriller dieser Baureihe ernsthafte Charaktere oder einen wirklich fesselnden Plot bieten können, klafft ein große Lücke. Bestaunt werden soll hier die Monstrosität und Gnadenlosigkeit des jahrelang geplanten Feldzugs. Emotional scheitert er jedoch schon im Ansatz. Was bleibt ist eine weitere filmische Gewaltphantasie, und keine sonderlich einfallsreiche.
2/5
mich als Teil des „jungen, männlichen Publikum“ (sofern ich da mit 27 noch dazuzähle 😉 hat der tatsächlich einigermaßen unterhalten, zumindest unmittelbar während des Guckens. Denkt man danach über die massive Unlogik nach (nicht nur, das die Mörder Clyde am Leben lassen, sondern auch noch keine Masken tragen, dafür aber Müllsäcke über den Schuhen…, usw.) wird’s schon haarig. Aber F. Gary Gray überrennt so manches Logikloch immerhin noch mit seiner Tempoinszenierung