Filme über den „Krieg gegen Terror“ sind in den USA viele gedreht worden. Auch das Thema Folter wurde nicht ausgespart, vor allem die Fernsehserie „24“ lotete da ständig die Grenzen aus. Um die Frage, ob und wie Folter durch den Staat gerechtfertigt sein kann geht es auch in „Unthinkable“. Das Szenario ist recht simpel: ein islamistischer Terrorist hat nach eigenen Angaben drei Atombomben in den USA platziert. Sie werden gezündet, wenn man seine Bedingungen nicht erfüllt – der Präsident soll den Rückzug aller Streitkräfte aus islamischen Ländern verkünden.
Es beginnt ein Kammerspiel mit einem halben Dutzend Beteiligten. In einem geheimen Versteck hält man den Terroristen Steven (Michael Sheen), einen ehemaligen Sprengstoff-Experten des US-Militärs, gefangen. FBI-Agentin Helen (Carrie-Ann Moss), Folterspezialist Humphries (Samuel L. Jackson) sowie einige Geheimdienstler und Militärs versuchen, die Situation in den Griff zu bekommen. Doch ihr Gefangener erweist sich als widerständig und nicht kompromissbereit. Auf Befehl von oben beginnt Humphries sein finsteres Werk.
Das Geschehen ist auf wenige Tage verdichtet, und „Unthinkable“ dreht die Handlungsschraube beständig fester. Es scheint, als könne das Team mit einer Mischung aus Humphries‘ Grausamkeit und Helens Verhandlungsgeschick etwas erreichen – doch als die Ergebnisse ausbleiben greift man zu immer brutaleren Methoden – bis am Ende auch „das Undenkbare“ nicht mehr undenkbar scheint. Die Folterszenen sind zuweilen schwer zu ertragen, weil sie realistisch inszeniert und gut gespielt sind. Die Stärke des Films liegt – vor allem am Anfang – in der konsequenten Entwicklung des Szenarios und der daraus resultierenden großen Spannung.
Eine wirkliche Position zu seinem zentralen Thema nimmt der Film allerdings nicht ein, und das ist die große Schwäche. Er funktioniert als filmischer Essay über das Pro und Contra des Folterns, aber er blendet Konsequenzen und den politischen Rahmen weitgehend aus. Humphries äußert sich immer wieder als Anwalt der Folter-Fraktion, und verweist dabei auf die Schuld des Terroristen. Helen wiederum ist grundsätzlich dagegen, doch ihre Worte sind wegen mangelnder Alternativen wirkungslos.
Das moralische Dilemma wird gut heraus gearbeitet, doch der Debatte etwas hinzufügen kann „Unthinkable“ nicht. Der Plot und das Szenario an sich geben sowohl Gegnern als auch Befürwortern Argumente in die Hand – doch praktisch gesehen stellt er Folter als notwendiges Übel dar. Ein Justizdrama um die nachträgliche Klärung der Verantwortlichkeiten unter Einbeziehung der relevanten politischen Größen wäre vielleicht eher in der Lage, das Thema neu auszuleuchten. Als Thriller funktioniert der Film über weite Strecken ganz gut, es bleibt jedoch zweifelhaft, ob das Thema Folter in dieser Form für den simplen Zweck der Spannung genutzt werden sollte.
3/5