Dieses prominent besetzte Beziehungsdrama ist das Spielfilm-Debut von Massy Tadjedin, einer aus dem Iran stammenden Regisseurin, die seit Jahren in Kalifornien lebt. Da sie auch das Drehbuch geschrieben hat ist sie quasi allein verantwortlich für „Last Night“, und das ist zum Glück für alle Beteiligten nichts, wofür man sich schämen müsste. Der Film zeigt ein Ehepaar in der Sinnkrise, zwischen außerehelichen Versuchungen und dem Wunsch eine funktionierende Ehe zu führen.
Sam Worthington – hier mal nicht in einem Action-Blockbuster zu sehen – spielt Michael, einen erfolgreichen Anzugträger aus der Immobilienbranche. Seine Frau Joanna (Keira Knightley) ist Schriftstellerin, deren erstem Roman kein Erfolg beschieden war. Die beiden leben recht luxuriös in einem schicken Apartment in New York, Kinder sind nicht in Sicht. Bei einer Party von Michaels Partnern lernt Joanna dessen neue Kollegin Laura (Eva Mendes) kennen, mit der er sich blendend zu verstehen scheint. Angesichts von Lauras offensichtlicher Attraktivität sieht sie das ein wenig mit Sorge, zumal Michael ihr verschwiegen hat, dass die ein heißer Feger ist.
Wieder zuhause konfrontiert sie Michael damit, es kommt zum Streit, der aber nicht eskaliert. Am nächsten Morgen geht Michael auf Geschäftsreise, wieder mit Laura an seiner Seite. Joanna trifft unverhofft auf ihren Ex-Freund, den charmanten Franzosen Alex (Guillaume Canet). Im Wechsel zeigt „Last Night“ dem Zuschauer, wie sich die Abende des Ehepaars entwickeln. Über den Verlauf schreibe ich hier natürlich nichts, denn darin liegt die Spannung, die den Film über weite Strecken trägt.
Die vier Hauptdarsteller wissen in dem Szenario zu überzeugen, wenngleich sie dem Eindruck eines Versuchsaufbaus nicht endgültig verdrängen können. Die Chemie zwischen den Figuren stimmt weitgehend, wobei es ausgerechnet zwischen dem zentralen Ehepaar weniger zu funken scheint als in der Konstellation mit dem Ex/der Kollegin. Vielleicht ist das aber auch Absicht, denn der Reiz des Neuen und Verbotenen wird dem Ehe-Alltag ja absichtlich gegenüber gestellt. „Last Night“ beschränkt sich dabei auf das Aufzeigen der Bruchstellen, Wünsche und Gewissensnöte, urteilt aber nicht über seine Figuren.
Trotz des angesprochenen Versuchsaufbau-Charakters ist die Entwicklung des Geschehens in „Last Night“ keineswegs unrealistisch, und wirkt auch nicht künstlich herbeigeführt. Viele Szenen spielen in eleganten Hotels, Bars oder Privatwohnungen, was dem Film selbst „trés chic“ aussehen lässt. Für Unterhaltung ist dabei (im wahrsten Sinne des Wortes) über die komplette Spielzeit gesorgt, tatsächlich hat mich das ganze genug interessiert um auf die Auflösung gespannt zu sein.
Doch unabhängig von den finalen Szenen fehlen dem Film ein wenig Ideen und Überraschungen, die aus dem guten Drehbuch einen großen Wurf machen könnten. Da sich die komplette Handlung auf eineinhalb Tage beschränkt fehlt ein wenig die Entwicklung und der Blick aufs große Ganze. Letztlich ist „Last Night“ ein solider Beitrag zum Kanon des Beziehungsdramas, aber eben auch nicht mehr.
3/5