Hier geht es jetzt nicht um das Tippspiel (das ich grandios verloren habe, Dinsch kriegt ein Eis), sondern um die Show selbst. 2011 war kein guter Jahrgang, wie man nach dem „Genuss“ der Show feststellen muss. Anne Hathaway und James Franco konnten nicht überzeugen, lediglich der kurze Film-Vorspann, eine Verwurstung aller Best-Picture-Nominees auf Basis von „Inception“ war wirklich gut. Ansonsten haben die zwei nicht viele gute Jokes gebracht, und während Anne Hathaway noch den Eindruck machte, etwas reissen zu wollen, wirkte ihr Co-Host irgendwie deplatziert und etwas desinteressiert bis bekifft.
Ansonsten war zwar einiges neu, aber nichts wirklich besser. Die Chose ist zu lang, nicht nur weil es hierzulande am Ende der Show kurz vor sechs Uhr morgens ist. Die nominierten Songs gehören nicht ins Programm, sondern zum Beispiel in die Preshow. Es gibt weiterhin zuviele Kategorien, um die Show kurz genug zu halten. Das Dilemma besteht darin, dass man die technischen Kategorien nicht ‚outsourcen‘ möchte, bei 24 verschiendenen Awards dann aber unweigerlich eine über dreistündige Show draus machen muss.
Natürlich sollen die Soundmixer und Makeup-Künstler dieser Welt nicht aussen vor bleiben, aber genau diese Awards interessieren letztlich nur sehr wenige (Fernseh-)Zuschauer. Aber sei es drum, die Academy hat es dieses Jahr mit dem Konzept „junge Stars ziehen ein junges Publikum“ versucht und ist damit gescheitert. Nicht nur weil die Show recht schwach war, sondern auch weil die Quoten im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen. Damals haben die „alten Säcke“ Steve Martin und Alec Baldwin die Show gehostet..
Zu den Preisen lässt sich sagen, dass die Academy sehr sauber verteilt hat. Von den Favoriten ging lediglich „True Grit“ gänzlich leer aus, die Trophäen teilten sich „The King’s Speech“ (die wichtigsten Preise, inkl. Best Director), „The Social Network“ (Drehbuch und Soundtrack), „The Fighter“ (die Nebenrollen), „Black Swan“ (weibl. Hauptrolle), „Inception“ (Sound, Kamera) und „Alice in Wonderland“ (Kostüme).
Ich kann bei der Auswahl keine schweren Vergehen entdecken (wobei ich „The Fighter“ noch nicht kenne), am ehesten kontrovers ist die Wahl des besten Regisseurs. Tom Hooper, dessen „King’s Speech“ ein großartiger Film ist, hatte bisher keine Nominierung auf dem Zettel stehen und nun gleich abgeräumt. David Fincher und Darren Aronosky hingegen gingen wieder leer aus, während Kollege Christopher Nolan gar nicht erst nominiert war. Und ich hätte „Winter’s Bone“ einen Award gegönnt, was aber (zumindest fürs Drehbuch) auf Kosten von „The Social Network“ gegangen wäre, und den wollte die Academy offenbar nicht zum ganz großen Verlierer machen.
Alles in allem schon in Ordnung also, erst recht wenn man bedenkt, dass sich nach all der Aufregung vor der Show ein Jahr später eh keiner mehr daran erinnert, wer zuletzt gewonnen hat. Ein schlechtes Filmjahr war 2010 sicher nicht, möge 2011 noch besser werden!