Die Verfilmung des Wälzers von Ayn Rand stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Der Roman galt als unverfilmbar, und ich kann diesem Urteil nur zustimmen, auch wenn ich das Buch nach 350 (von 1300) Seiten weggelegt habe. Es geht um Politik und Philosophie, vor allem aber um die Wirtschaft – und wie sie voranzutreiben ist. Rand ist – leicht untertrieben – eine Anhängerin des freien Marktes. Die Unternehmer und ihr Kapital sind bei ihr die (einzigen) Antreiber der Wirtschaft, die Regierung ein Haufen geldverschwendender und regulierungsbessener Nichtsnutze.
Ihren Punkt verdeutlicht sie mit einer episch angelegten Geschichte um eine Eisenbahn-Unternehmerin und einen Stahlproduzenten. Das Duo hat einen Weg gefunden, die gesamte Industrie zu revolutionieren, doch die Regierung lässt sie mit immer neuen Beschränkungen nicht gewähren – bis sie zu einer Art weltweitem Unternehmer-Streik aufrufen, um die Welt sprichwörtlich stillstehen zu lassen und den Pfeifen in Washington eine Lektion zu erteilen.
Die Story macht schon im Roman nicht viel Spaß (anders als Rands anderes Mammutwerk „The Fountainhead“), weil sie trocken und verkopft daherkommt. Eine Verfilmung wäre also definitiv eine extrem schwierige Sache geworden, unabhängig davon, wie die Macher zu ihrem Stoff und seinen politischen Aussagen stehen. Tatsächlich kursierten lange Zeit Gerüchte, Angelina Jolie hätte Interesse, bei dem Projekt eine Hauptrolle zu übernehmen. Doch anstelle eines hochkarätig besetzten Films von einem der großen Studios hat letztlich ein Aussenseiter den Film ins Kino gebracht. Mit einem unbekannten Regisseur und ebenso unbekannten Darstellern.
Mitte April lief der Film in den USA an, die Unterstützung der republikanischen „Tea Party“-Anhänger war ihm gewiss. Aber wie man es bereits aufgrund des Trailers ahnen konnte ist der Film offenbar eine lahme Seifenoper mit allzu viel hölzernem Gequatsche geworden, in dem ständig Züge durchs Bild fahren. Was mich – vor allem nachdem ich diesen Artikel bei SpiegelOnline las – bei der ganzen Sache fasziniert ist, dass die Macher allen Ernstes geglaubt haben, ein bescheidenes Budget von 20 Mio $ und ein Fernsehregisseur würden ausreichen, um den Stoff erfolgreich ins Kino zu bringen. Denn selbst wenn die „Anti-Big-Government“-Fraktion zuletzt Wahlen gewinnen konnte ist Kino immer noch in erster Linie eine Unterhaltungsform. Und wer denkt schon bei Unterhaltung an ein ideologisch aufgeladenes Epos um Stahl- und Eisenbahnbarone, in dem man keinen der beteiligten Schauspieler kennt? Offenbar niemand, wenn man den Einspielergebnissen glaubt. Aber wie kann das irgendwen überraschen?!