Wie immer ohne Anspruch auf Vollständigkeit hier die 10 Filme des Jahres, die mir am besten gefallen haben. Platz eins dürfte niemanden verwundern. Ich finde meine Wahl selbst ein wenig langweilig, zumal der Film gefühlt vor zwei Jahren anlief. Aber er war ganz hervorragend und soll auch entsprechend gewürdigt werden.
Die Überraschung des Jahres war für mich „Planet der Affen – Prevolution“, weil er es geschafft hat der totgeglaubten Reihe neues Leben einzuhauchen und eine stimmige Idee zu entwickeln – damit war nicht wirklich zu rechnen nach Tim Burtons miesem Remake von 2001. Den Sprung in diese Liste hat der Film nur knapp nicht geschafft.
UPDATE: Nachdem ich „Planet der Affen – Prevolution“ noch einmal gesehen habe bin ich überzeugt, dass er ganz gewiss in diese Liste gehört und habe sie entsprechend angepasst.
Neu ist in diesem Jahr eine kleine Auflistung meiner liebsten Performances von Schauspielern, jeweils Haupt- und Nebenrolle männlich/weiblich. Das sind aber ganz sicher NICHT meine Tipps für die Oscar-Verleihung!
Die Top-10 Filme 2011
1. The King’s Speech
An „The King’s Speech“ führt kein Weg vorbei, der Film überzeugt mit seinen leisen Tönen auf der ganzen Linie. Trotz des Zweiten Weltkriegs, der im Hintergrund lauert, umschifft er allzu patriotische Gewässer – das hätte eine US-Produktion wohl nicht hinbekommen. Man kann bei dem Film auf ganzer Linie von „entwaffnendem Charme“ sprechen.
2. Midnight in Paris
Ich gebe es gerne zu, Filme von Woody Allen finden sehr häufig den Weg in meine Top 10 des Jahres. Das liegt aber meiner bescheidenen Ansicht nach vor allem daran, dass Allen einige der schönsten Geschichten zu erzählen hat. Und – wie bei „Midnight in Paris“ – problemlos die perfekte Besetzung für seine Stoffe zusammentrommeln kann. In diesem Fall ist es Owen Wilson, der – eigentlich mitten in einem Karrieretief voller peinlicher Komödien – eine sehenswerte Leistung zeigt. Natürlich in einer Rolle, die Woody Allen vor 20 Jahren locker noch selbst gespielt hätte.
3. Alles was wir geben mussten
Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Kazuo Ishiguro kommt vielleicht nicht ganz an die Vorlage heran. Aber trotzdem erzählt der Film eine der besten Geschichten des Kinojahres – spannend, verstörend, emotional überzeugend. Und dabei geprägt von einem gemächlichen Erzählton, der in weniger gelungenen Filmen zweifellos schnell in Langeweile umgeschlagen wäre. Schade, dass ihn trotz der durchaus prominenten Besetzung kaum jemand gesehen hat.
4. Drive
Eine der großen Überraschungen des Jahres ist dieser packende und stylische kleine Thriller vom dänischen Regisseur Nicolas Winding Refn. Ryan Gosling spielt darin einen wortkargen Stuntfahrer, der in eine Auseinandersetzung zwischen Gangstern gerät. Anfangs fast hypnotisch und in aller Ruhe, später mit aller Macht (und viel Brutalität) erzählt „Drive“ eine gar nicht so neue Geschichte auf eine ganz wunderbare, überzeugende und intensive Art.
5. Planet der Affen – Prevolution
Nachdem das Franchise mit Tim Burtons einfallslosem Remake von 2001 eigentlich als erledigt gelten durfte feierte es mit diesem Film eine nicht für möglich gehaltene Auferstehung. Regisseur Rupert Wyatt und seine Drehbuchschreiber präsentieren eine überzeugende Vision der Vorgeschichte der Reihe. Erzählerisch erreichen sie ein Niveau, von dem viele andere Möchtegern-Blockbuster nur träumen können, von den starken Spezialeffekten bis zu vielen schönen Details machen sie hier fast alles richtig. Hinter der Tagline „Apes Will Rise“ habe ich ein ziemliches Trash-Fest vermutet, tatsächlich aber gehört der Film zu den besten Jahres. Überraschung!
6. Rubber
Zugegeben, „Rubber“ ist ganz großer Quatsch. Aber das ändert nichts daran, dass er großen Spaß macht und unglaublich witzig ist. Nicht jeder wird drüber lachen können, aber das ist mir – genau so wie den Machern – schlichtweg egal. Nicht einfach stumpfer Trash sondern ein cleveres Spiel mit Erzählkonventionen und den Erwartungen des Publikums. Schade, dass der Killerreifen Robert sicher nicht für einen Oscar nominiert wird. Überzeugende Performance!
Roman Polanski ist nicht gerade bekannt für Komödien – obwohl er mit „Tanz der Vampire“ vor über 40 Jahren schon mal Erfolg in dem Fach hatte. Nun hat er aus dem Theaterstück „Der Gott des Gemetzels“ den vielleicht lustigsten Film des Jahres gemacht. Wie sich da Christoph Waltz, Kate Winslet, Jodie Foster und John C. Reilly in die Wolle kriegen ist ein großes Vergnügen.
8. Mission: Impossible – Phantom Protokoll
Explosiv, unterhaltsam und witzig – der vierte Teil der Reihe um Super-Agent Ethan Hunt (Tom Cruise) verbindet hervorragende Action mit vielen spannenden und virtuos inszenierten Szenen, in denen vier Agenten nichts geringeres tun müssen als die Welt vor einem Atomkrieg zu bewahren. In drei (mit dem ersten Teil vergleichbaren) großartigen Episoden rund um die Welt entfaltet sich ein Plot, der streng genommen so seine Lücken hat. Trotzdem hat kaum ein Film dieses Jahr so spielend gezeigt, warum Kino immer noch sehr, sehr viel Spaß machen kann. Die Mischung aus atemberaubenden Stunts, guten Ideen und Humor geht wunderbar auf – pure entertainment at its best.
9. Melancholia
Wenn im Kino die Welt untergeht hat eigentlich immer Roland Emmerich seine Hände im Spiel. Doch nun macht Regisseur Lars von Trier ernst und erlaubt sich und seinem Publikum auch keinen Ausweg, keine Hoffnung mehr. In „Melancholia“ endet die Geschichte der Erde mit einem Knall. Das Katastrophenszenario ist hier aber nicht auf Action gemünzt, sondern gibt den Rahmen in einem Psychodrama vor, das von zwei unterschiedlichen Schwestern erzählt. Ein überwältigender Film, wenn auch nicht ohne kleinere erzählerische Unstimmigkeiten.
10. Margin Call
In der Ruhe liegt im Falle dieses Independent-Films die Kraft. Stimmungsvoll, spannend und mit großartigen Schauspielern erzählt er von einer Bank (angelehnt an Lehman Brothers) deren Abteilungsleiter und Bosse nach und nach über den wahren Stand der Dinge in ihrem Unternehmen aufgeklärt werden. Gelungen vor allem wegen der konsequenten Inszenierung, die langweilige Schuldzuweisungen und einfache Erklärungen vermeidet, ohne deshalb mit Kritik zu sparen. Eine ganz runde Sache, auch für Menschen mit überschaubaren Kenntnissen der globalen Finanzindustrie.
Auch (sehr) gut waren: „The Devil’s Double“, „Hangover 2“, „Black Swan“, „London Boulevard“, „Der Plan“, „Der Mandant“, „True Grit“, „Anonymous“, „The Ides of March“, „Sherlock Holmes – Spiel im Schatten“, „Contagion“, „Beginners“
Die besten Performances 2011
Männliche Hauptrolle: Colin Firth, „The King’s Speech“
(Runner up: Dominic Cooper, „The Devil’s Double“)
Weibliche Hauptrolle: Kirsten Dunst, „Melancholia“
(Runner up: Carey Mulligan, „Never Let Me Go“)
Männliche Nebenrolle: Rafe Spall, „Anonymous“
(Runner up: Albert Brooks, „Drive“)
Weibliche Nebenrolle: Carey Mulligan, „Drive“
(Runner up: Ludivine Sagnier, „The Devil’s Double“)
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