Der erste Film in der Reihe der Filmklassiker, die ich im Sinne einer breiteren Filmbildung mal nachholen möchte, ist Segej Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ von 1925. Stummfilme, in denen Charlie Chaplin NICHT mitspielt, habe ich in meinem Leben nicht viele (erst recht nicht in voller Länge) gesehen, gut möglich, dass dieser sogar der erste war. Für heutige Sehgewohnheiten ist das durchaus eine Herausforderung, schon weil durchgehend äußerst ausdrucksstarke (zuweilen nervige) Musik läuft, die Emotionen und Dramatik transportieren soll.
Der Film spielt anno 1905 (im Jahr der ersten, gescheiterten Revolution) und erzählt in fünf Akten die Geschichte der Besatzung eines russischen Panzerkreuzers im Schwarzen Meer. Die Besatzung prangert bei den Offizieren des Schiffes die miese Verpflegung an, doch die wollen davon nichts wissen – wem der Bortsch nicht schmeckt, der wird halt erschossen! Doch bevor es dazu kommt nimmt eine richtige Meuterei ihren Lauf und das Schiff fällt in die Hände der Matrosen. Einer der Rädelsführer stirbt dabei und wird mit großem Tamtam im Hafen von Odessa aufgebahrt.
Dort spielt auch die beste Szene des Films, in der eine Menschenmasse von der zaristischen Armee unter Beschuss genommen wird. Diese Szenen spielen auf einer gewaltigen Steintreppe und entfalten eine dynamische Wucht, die damals sicher nicht jeder Film zu bieten hatte. Gesehen hat die offenbar auch Brian De Palma, denn der hat eine Szene daraus (in der ein Kinderwagen führerlos die Treppe runterfährt) im Gangsterfilm „The Untouchables“ noch einmal und mit modernen Mitteln aufbereitet.
„Panzerkreuzer Potemkin“ ist ein Propagandafilm, der seine Uraufführung zum 20. Jahrestag der Revolution hatte. Entsprechend endet auch die Geschichte für die Aufständischen positiv: sie treffen auf weitere Schiffe der Marine, doch anstelle eines Kampfes kommt es zur Verbrüderung aller Soldaten. Zeitgeschichtlich also sicher interessant, filmgeschichtlich sowieso – und mit gut 70 Minuten auch (zum Glück) nicht sonderlich lang.