Bevor am Donnerstag David Finchers US-Version von „Verblendung“ anläuft habe ich mir mal die schwedischen Verfilmungen der Millenium-Trilogie angesehen. Mein Fazit fällt recht bescheiden aus, ehrlich gesagt. „Verblendung“ erzählt ohne größere Abweichungen oder Überraschungen die (äußerst spannende) Geschichte des Romans nach. Die beiden Hauptrollen sind treffend besetzt, allerdings hat man sich im Falle von Michael Blomkvist (gespielt von Michael Nyqvist) für eine fürchterlich unpassende Synchron-Stimme entschieden…
Einige Schnitte sind ziemlich willenlos geraten, ein paar Szenen wirken arg hölzern – dramaturgisch ist da noch viel Luft nach oben, auch wenn einiges an der dem Budget geschuldeten Fernseh-Ästhetik liegt. Eindeutig fehlbesetzt in der Trilogie ist Blomkvists Kollegin/Chefin Erika Berger, die dessen journalistische Großtaten mit dem immergleichen, begeistert-verkniffenen Gesichtsausdruck begleitet.
Etwas besser wird es im zweiten Teil „Verdammnis“, der sich (wie die Vorlage) vor allem durch das hohe Tempo und viele neue Plot-Entwicklungen auszeichnet. Auch hier gilt: was im Roman gut funktionierte ist auch im Film nett anzusehen. Der Kniff, dass die Hauptfiguren Blomkvist und Lisbeth Salander keine gemeinsamen Szenen haben und doch am selben Fall arbeiten sorgt für Spannung. Nicht jede Szene ist ein Treffer, und die Figur des Inspektors Bublanski ist so arg gekürzt, dass man sie auch hätte weglassen können, aber unter dem Strich wird der Film seiner Vorlage durchaus gerecht.
Der dritte Roman der Reihe, „Vergebung“, weist die größten Schwächen auf – nicht unbedingt, was die Story selbst angeht, sondern die Erzählweise. Larsson tritt die Gerichtsverhandlung um Lisbeth Salander unnötig breit. Er überspannt den Bogen, weil das Publikum längst weiss, welche Beweise Verteidigung und Anklage gesammelt haben – streng genommen bräuchte es auch Sicht des Lesers also die ganze Verhandlung nicht.
Der Film kürzt diese Verhandlung zwar, aber er wiederholt einige haarsträubend bekloppte Szenen daraus. Ich bin kein Jurist, aber SO wird vor einem Strafgericht sicher nicht verhandelt. Auch die Käsigkeit der Dialoge findet seinen Höhepunkt, etwa wenn Blomkvist für seine Redaktionskollegen die Parole ausgibt: „Wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Deshalb müssen wir schnell sein!“. WTF?
Natürlich ist es nicht fair, von diesen mit mäßigem Budget produzierten Filmen großes Kino zu erwarten. Positiv sei angemerkt, dass mit Noomi Rapace eine sehr gute Besetzung für die komplizierte und ungewöhnliche weibliche Hauptrolle gefunden wurde, und nur wenige Erzählstränge der Romane gestrichen wurden. Von der Hollywood-Fassung des ersten Teils von Thriller-Spezialist David Fincher verspreche ich mir trotzdem Einiges. Etwa dass der Film sich die Freiheit nimmt, den Stoff in Sachen Timing und Dramaturgie zu verdichten, einige Schlüsselszenen besser heraus zu arbeiten und – nicht zuletzt – dass er einige Dialoge so ’schleifen‘ möge, dass sie wie Sätze klingen, die echte Menschen aus Fleisch und Blut sagen könnten.
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