Nun ist es wieder vorbei, das Spektakel. Ohne größere Überraschungen und mit einer sehr soliden Leistung von Host Billy Crystal. Dessen Witze zündeten meist („Welcome to the Chapter 11 Theatre“), auch der Kurzfilm am Anfang war gelungen. Störend fiel da höchstens auf, dass Crystal (seit man ihn das letzte mal vor 10 Jahren irgendwo gesehen hat) beim Schönheitschirurgen war und er im Ergebnis ein bißchen aussieht wie seine eigene Tante. Aber wir reden schließlich von Hollywood, da sind derlei Nachbesserungen nun mal an der Tagesordnung. Mögen muss man das trotzdem nicht.
Auch wenn ich längst nicht alles richtig getippt habe gab es bei der Vergabe der Preise wenig Abweichungen von dem, was allgemein erwartet wurde. „The Artist“ gewann die wichtigen Preise (Regisseur, Hauptdarsteller, Bester Film), „Hugo“ räumte bei den technischen Kategorien ab (Ton, Effekte, Art Direction, Kamera). Bei den Drehbuchpreisen kamen „Midnight in Paris“ und „The Descendants“ zum Zuge, denn da schwächelten die Favoriten am ehesten. „Hugo“ ist nicht so ganz aus einem Guss erzählt, die Story von „The Artist“ passt auf einen Bierdeckel – da hat die Academy wie ich finde alles richtig gemacht.
Wobei – nicht alles, „Tinker Tailor Soldier Spy“ hätte gern anstelle von „The Descendants“ gewinnen können. Dieses Fass will ich aber gar nicht aufmachen, denn das gilt letztlich mindestens auch für Gary Oldman als Hauptdarsteller, der längst einen Oscar verdient hätte. Die Academy bleibt sich da treu und wird ihm wohl irgendwann für eine schwächere Rolle (irgendwas historisches bestimmt) dann eben ein andermal einen geben.
An den Grundproblemen der Zeremonie selbst hat sich wenig geändert. Am Anfang und zwischendrin hat die ganze Sause einen ordentlichen Zug zum Tor, bevor etwa eine Stunde vor Schluss die Geduld schon über die Maßen strapaziert ist – und dann erstmal die Kurzfilme dran kommen. Weniger wäre schon sein Jahren mehr, aber die Produzenten der Show sind ungefähr so lernfähig wie die Musikindustrie um die Jahrtausendwende. Geschenkt.