Filmkritik: John Carter (2-D)

John CarterDass „John Carter“ als einer der größten Flops überhaupt in die Filmgeschichte eingehen wird, das steht längst fest. Der erste Real-Spielfilm von Andrew Stanton („Wall-E“, „Finding Nemo“) hat laut imdb.com schlappe $ 250 Mio. gekostet, eine Riesensumme, erst recht für einen Film, der keine Fortsetzung und keine Comic-Verfilmung ist. Für diesen Mut müsste man den Produzenten von Disney eigentlich dankbar sein, so ein Risiko geht Hollywood schließlich sehr selten ein. Die Story basiert auf der hierzulande ziemlich unbekannten Roman-Reihe „Barzoom“ von „Tarzan“-Autor Edgar Rice Burroughs.

Eine kurze Zusammenfassung der Story ist keine leichte Sache, ich versuche es mal so: John Carter (Taylor Kitsch), ein Veteran des US-Bürgerkriegs, landet anno 1868 durch ein außerirdisches Portal (oder so) auf dem Mars. Dort gerät er in die erbitterte Schlacht zwischen den Tharks (etwa drei Meter große, grüne, vierarmige Aliens) und einem menschenähnlichen Volk. Mittendrin stecken auch die holde Prinzessin Dejah sowie ein paar gestaltwechselnde Priester mit ominösen Superkräften. Alles klar?

Natürlich nicht. Ich denke mal, dass die Story in Romanform durchaus Sinn ergibt, vielleicht ist sie sogar im Film in sich stimmig – nur bekäme man das gar nicht mit. Mit hohem Tempo stürzt sich „John Carter“ in den Plot, und er vergisst dabei, das Publikum mitzunehmen. Nach etwa einer halben Stunde hatte ich den Überblick verloren und habe hin und wieder bei Wikipedia die Zusammenfassung der Handlung nachgelesen. Letzten Endes lohnt sich das aber kaum. Rein optisch kann man kann sich das ganze einfach als krude Mischung aus „Star Wars“, „Conan“ und „Wild Wild West“ vorstellen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie der Film aussieht.

Immerhin, die Tricks und sonstigen Schauwerte sind sehenswert, wenn auch nicht in eine Handlung eingebunden, die einen interessieren würde. Das Grundproblem des Films ist das hohe Erzähltempo in Verbindung mit lahmen Dialogen und lustlosen bis unfähigen Schauspielern. Die Disposition der Handlung ist viel zu kurz, kaum ist man auf dem Mars angekommen geht es in diverse Schlachten, dazu muss Carter noch einige weitere Prüfungen bestehen. Wer die ganzen Charaktere und Völker sind, was sie vorhaben und was auf dem Spiel steht, das wird zwar alles mal gesagt, aber der Film findet keine guten Szenen dafür. Die ganze Dramaturgie versagt komplett bei dem Versuch, das bunte Treiben mit Bedeutung aufzuladen und für Spannung zu sorgen. Entgeistert und belustigt kann man sich das über die gut zwei Stunden Laufzeit gerade so angucken.

Eine der größten Fehlbesetzungen der jüngeren Kinogeschichte macht die Sache natürlich nicht besser. Lynn Collins spielt die zentrale Rolle der Prinzessin ungefähr auf dem Niveau einer „Xena“-Nebendarstellerin, woran sie natürlich nicht allein Schuld hat, das Drehbuch meint es nicht gut mit ihr. Wenn der Held eines Abenteuerfilms eine Prinzessin an seiner Seite hat, die dem Publikum schnurzpiepegal ist, dann läuft etwas schief. Ich weiss nicht wer hier einen besseren Job gemacht hätte, wahrscheinlich die allermeisten jungen Hollywood-Damen zwischen 20 und 30. Vielleicht wollten die Produzenten auch Gage sparen, so oder so ist die Besetzung ein Fehlgriff.

In der Hauptrolle schlägt sich Taylor Kitsch zwar etwas besser, aber Emotionen weckt auch seine Darstellung des Draufgängers Carter nicht. In Nebenrollen sind u.a. Ciaran Hinds und Dominic West zu sehen, die auf ihr Mitwirken aber sicher ungern angesprochen werden wollen. Wer Lust auf Effekte und schöne Sci-Fi-Bilder hat, der wird sie in „John Carter“ finden – die Qualität muss man dem Film lassen. Zu den 3D-Effekten kann ich nichts sagen, an den grundsätzlichen Mängeln des Films werden sie ohnehin nichts ändern.

Wie das Projekt mit diesem Drehbuch jemals grünes Licht und ein extrem hohes Budget bekommen konnte wissen nur die Verantwortlichen von Disney selbst. Das Desaster kündigte sich übrigens schon beim Marketing an, als man bunte Trailer auf das Publikum los lies, die sich nicht mal die Mühe machten dem Publikum minimal zu erklären, worum es eigentlich geht. Am Ende interessierte genau das niemanden mehr, und zwar völlig zu recht.

2/5