Sci-Fi/Drama/Thriller, USA 2012
Regie: Rian Johnson; Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Bruce Willis, Emily Blunt, Jeff Daniels
Das Szenario von „Looper“ ist ziemlich kompliziert, ich versuche es trotzdem mal kurz zu skizzieren. Im Jahre 2074 werden Zeitreisen möglich sein, aber die sind streng verboten. Genutzt werden sie nur von mächtigen Verbrechern, die ihre Mordopfer am liebsten komplett spurlos in der Vergangenheit loswerden. Dafür schicken sie sie lebend (aber gefesselt) zu genau festgelegten Treffpunkten ins Kansas City des Jahres 2044. Dort warten dann pünktlich sogenannte ‚Looper‘ wie Joe (Gordon-Levitt), mit der Flinte im Anschlag – und drücken ab. Anschließend verbrennen Sie die Leichen, der perfekte Mord wiederholt sich so wieder und wieder.
Die Sache ist aber noch komplexer, denn die ‚Looper‘ werden zwar gut bezahlt, haben dafür aber eine begrenzte Lebenserwartung. Wenn sie 30 Jahre alt werden wird das „Loop“ (also die Zeitschleife) geschlossen, indem ihre 60 Jahre alte ‚Version‘ aus der Zukunft nach 2044 geschickt und dort erschossen wird. Dann haben sie noch weitere 30 Jahre vor sich, in denen sie das Geld für all ihre Morde verprassen können. Joe will dies in Frankreich tun, doch daraus wird nichts – denn, na ja, er wird quasi von der Zukunft eingeholt.
Ich muss zugeben, dass ich hohe Erwartungen mit in den Film genommen habe. Die meisten Kritiken waren positiv, wenn nicht gar euphorisch. Das User-Rating der IMDB liegt bei 8,2/10 – ein sehr hoher Wert, der selten vorkommt und in der Regel mindestens für einen außerordentlich gut gemachten Film steht. Doch so richtig wollte der Funke bei mir nicht überspringen, auch wenn „Looper“ definitiv seine Qualitäten hat und sichtbar bemüht ist, das Science-Fiction/Zeitreisen-Genre um einige Ideen zu bereichern.
Doch – auch wenn das ohne Spoiler zu produzieren schwierig zu erklären ist – letztlich leidet der Plot unter seiner aufwendigen Konstruktion. Weil er immer wieder Lücken schließen, füllen und erklären muss, wird die mangelnde Logik, auf der das alles fußen soll, überdeutlich. Unterhaltsam, zum Teil auch sehr spannend, manchmal witzig und auch überraschend ist „Looper“ dabei trotzdem geworden. Mit dem vergleichsweise bescheidenen Budget wurde eine (auf den ersten Blick) überzeugende Zukunftsvision geschaffen, eine sozialdarwinistische High-Tech-Gesellschaft im Retro-Look, die an „In Time“ erinnert (der seine Story ebenfalls nicht im Griff hatte).
Die Schauspieler sind ein Lichtblick des Films. Bruce Willis (der Joe in der älteren Version spielt) ist gut gelaunt im John-McClane-Modus unterwegs, eine Knarre in der Hand, charmant und mit Wut im Bauch. Joseph Gordon-Levitt hat eine ungleich schwierigere Rolle, weil seine Figur in einer unerhörten Zwickmühle steckt, und er bringt dies überzeugend und nuancenreich rüber. Ob nun mit Makeup oder digital erreicht, gebührt auch den Bemühungen Lob, seine Gesichtszüge denen von Willis anzugleichen. Das gelingt so gut, dass man schon fast zu oft hinsieht und sich fragt, wie das gemacht wurde. Jeff Daniels gibt den bärtigen Mob-Boss aus der Zukunft, der nicht viel zu tun hat, Emily Blunt spielt eine mysteriöse allein erziehende Mutter(?), deren Wege sich mit Joe kreuzen.
Ambitioniert zu scheitern ist keine Schande, zumal „Looper“ handwerklich überzeugen kann. Rian Johnson, der mit „Brick“ einen Jugend-Krimi im Gewand eines waschechten Film-Noirs gedreht hat, wird seine Talente hoffentlich noch an vielen Geschichten und in vielen Genres ausprobieren dürfen. Hier hat er sich ein wenig verzettelt und rettet sich am Ende mit einer recht altbackenen Lösung. Dabei liefert er aber immer noch einen ansehnlichen Film ab, der sich wohltuend von hirntoten 08/15-Actionfilmen absetzt und sich mindestens für Sci-Fi-Fans lohnen wird.
3/5