Eigentlich hatte ich die Idee, eine Liste mit den besten Pokerszenen in Filmen dieses Jahrtausends zu erstellen. Mir schwebten da die langen Pokersequenzen aus „Casino Royale“ vor, und irgendwie war mir so, als gäbe es da noch viel mehr. Doch leider ist dem gar nicht so, es gibt nicht sonderlich viele. Und die meisten, die es gibt, sind kein Material für eine Top-10 Liste. Warum eigentlich nicht?
Poker ist kein sonderlich kompliziertes Spiel, zumindest nicht, was die Regeln der zur Zeit beliebtesten Variante „Texas Hold‘ em“ angeht. Eine alte Weisheit zum Spiel lautet jedoch nicht zu unrecht „Es braucht nur fünf Minuten, um Poker zu lernen; aber ein ganzes Leben, um das Spiel zu beherrschen.“ (frei übersetzt). Und so findet Poker in Filmen vor allem in zwei Formen statt. Es gibt zum einen Filme, die sich auf das Spiel konzentrieren, wie etwa „Rounders“ und mit Abstrichen (weil sehr albern) auch „Maverick“. Und zum anderen Filme, in denen das Spiel und die damit (immer noch) verbundene Hinterzimmer-Romantik als Stilmittel genutzt wird, ohne selbst ernst genommen zu werden.
Dazwischen finden sich nur selten Filme, die dem Spiel eine wichtige Rolle zukommen lassen, ohne dabei lächerlich zu wirken. Dazu gehört auf jeden Fall „Casino Royale“, dessen Drehbuch einer „High Stakes“-Pokerrunde (es geht um 100 Millionen Dollar) fast eine Stunde Zeit einräumt – wenn man das Drumherum mitrechnet. Im Film wird Bond (Daniel Craig) als extrem starker Spieler dargestellt, dessen Stärke darin besteht, an den Gesten seines Gegenüber den wahren Wert seines Blattes ablesen zu können. Der einzig ebenbürtige Gegenspieler ist Bösewicht Le Chiffre (Mads Mikkelsen), der Bond vorführt, indem er absichtlich Gesten zeigt, die im entscheidenden Moment zur Täuschung eingesetzt werden. Im Klartext: er fasst sich bei schlechten Karten zweimal ins Gesicht, wiederholt dies dann aber auch, als er gute Karten bekommt. Bond verliert die erste Runde.
Natürlich ist diese Sequenz keine sonderlich realistische Darstellung des Spiels, es geht nicht rein um bluffen und geblufft werden. Es gibt Taktiken, wie gesetzt werden sollte, wann man die nächste Karte teuer machen sollte, wann man sich am besten bedeckt hält, usw.. Wer selbst spielt, weiss das auch alles. Trotzdem macht die Szene in „Casino Royale“ Spaß, auch wenn das Finale (bei dem jeder der vier Mitspieler ein immens gutes Blatt hat, Bond aber natürlich das beste von allen) völlig unrealistisch ist. Der Film ist eben nicht nur für Pokerspieler gemacht, der Rest des Publikums muss die Szene auch verstehen, und da findet er wie ich finde einen ganz guten und äußerst stylischen Weg.
Ein weiterer Film, der sich (wenn auch eher nebenbei) mit dem Thema beschäftigt ist Wong Kar-Weis „My Blueberry Nights„. Hier spielt Natalie Portman eine junge Frau, die sich in Las Vegas ihren Lebensunterhalt am Pokertisch verdient – dabei aber auch mal kräftig verliert. Der Film blickt recht nüchtern auf das Spiel und scheut sich auch nicht, die dunklere Seiten anzusprechen, die Spielsucht, und das allgegenwärtige Risiko.
Weil Poker von seiner Natur her eben ein Spiel mit Gewinnern und Verlierern ist, bietet sich von allen Filmgenres am ehesten das des Sportfilms an. Die aber sind meist langweilig, platt und eher für Kinder und Teenies gemacht, weil sie vorhersehbar auf den großen Sieg zu steuern, egal ob Teamsport oder nicht, egal in welcher Disziplin. Ausnahmen wie „Moneyball“ bestätigen diese Regel leider nur.
Es ist also nichts mit den „Top-10 Pokerszene“ der letzten Jahre, um zehn gute Szenen zu finden müsste man eher die gesamte Filmgeschichte durchforsten. Dafür fehlt mir aber leider die Zeit, und ehrlich gesagt spiele ich da lieber eine Runde Online Poker bei Pokerolymp und Konsorten. Denn auch wenn das Potential des Pokers im Film noch längst nicht ausgereizt ist, der Spaß und Reiz einer Partie, die man selbst spielt wird man im Kino wohl ohnehin vergebens suchen.