Die besten Serien der 2010er Jahre

Bevor jemand danach fragt, starte ich lieber gleich mal mit der Definition von „Serien der 2010er Jahre“. Die letzte Staffel muss bis 2019 gelaufen sein (daher fehlt alles, was im kommenden Jahr noch fortgesetzt wird), und der größte Teil der Serie muss in den 2010er Jahren entstanden sein.

Die Auswahl hier erhebt selbstredend keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist meine rückblickende Meinung auf die Serien der letzten 10 Jahre – nicht mehr, und nicht weniger.

Die besten Serien (mit durchlaufenden Staffeln)

In alphabetischer Reihenfolge.

Breaking Bad“ (2008 – 2013) – Die grundlegende Prämisse dieser Serie (krebskranker Chemielehrer wird zum Drogenbaron) ist haarsträubend und wenig realistisch.

Doch der erzählerische Sog von „Breaking Bad“, die Klasse seines Hauptdarstellers und des gesamten Ensembles, haben daraus ein faszinierendes, verstörendes Universum gemacht, das sich Staffel für Staffel ein Millionenpublikum erarbeitet hat. Und dann ein grandioses Finale abgeliefert.


Game of Thrones“ (2011 – 2019) – Trotz der unsäglichen zwei letzten Staffeln ist „GoT“ insgesamt ein großer Wurf. Keine andere Show hat sein Publikum mit einem derart komplizierten Geflecht aus Figuren und Intrigen konfrontiert.

In einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums beständig gesunken ist, wurde ausgerechnet diese anstrengende, ausufernde Fantasy-Serie zum größten Erfolg überhaupt. Mehr Shakespeare als „Herr der Ringe“ konnte „Game of Thrones“ auch Fantasy-Skeptiker wie den Autor dieser Zeilen für sich einnehmen.


Mad Men“ (2007 – 2015) – Die Serie begann als ‚period piece‘ der frühen 60er, das mich zunächst nur bedingt überzeugt hat. Doch „Mad Men“ wächst ab Staffel 3 langsam über sich hinaus, schafft Unmengen starker Charaktere und Geschichten, die zusammen ein wunderbares Porträt der 60er Jahre in den USA entwerfen.

Die Show witzig und tragisch, analytisch und emotional, dabei immer interessant, spannend und verdammt unterhaltsam. Und schafft mit Don Draper eine Figur, die die inneren Widersprüche des Landes auf beeindruckende Art und Weise erlebbar macht.


Mr Robot“ (2015 – 2019) – „Mr Robot“ begann als zeitgeistiger Mindfuck im Hacker-Milieu. Nach dem Ende der ersten Staffel (und dem zähen Beginn der zweiten) hatten viele die Show schon abgeschrieben.

Doch Schöpfer Sam Esmail verfolgte währenddessen einen starken Plan, und liefert bis zum Finale nicht nur eine spannende Story mit vielen Überraschungen, sondern blieb seinen Figuren treu. Was im Falle des schiziphrenen Elliot Alderson wahrlich keine leichte Aufgabe war…


Rectify“ (2013 – 2016) – In Deutschland lief die Serie leider quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit, und auch in den USA war die Show kein ganz großer Hit – wohl weil sie auf dem „Sundance Channel“ lief, und nicht bei HBO oder Netflix.

„Rectify“ ist allerfeinstes Drama, welches sich – bei aller Gesellschaftskritik – vor allem auf die Figuren konzentriert, und dabei bis zum Ende nicht an Intensität und Glaubwürdigkeit verliert.


The Newsroom“ (2012 – 2014) – Auch diese Show ist in Deutschland unbekannt, ich weiss gar nicht ob sie überhaupt mal irgendwo lief. „The Newsroom“ erzählt von den Mitarbeitern einer Nachrichtenredaktion, vom Moderator über die Produzenten bis zu Reportern und Redakteuren.

Erstklassig sind neben den Schauspielern vor allem die Dialoge, sowie der aus heutiger Sicht erstaunliche ‚heilige Ernst‘, mit der die Serie ihre Themen anging. Die Welt war eine andere damals, doch die zunehmende politische Spaltung der USA kündigt sich bereits an.

Zugabe I: Knapp nicht dabei:

Justified“ (2010 – 2015) – Vom Stoff her scheint die Serie eher in die 90er zu passen: Ein US Marshall wird in seine Heimat im Herzen der USA versetzt und ist dort einem ‚Bad Guy‘ auf den Fersen, der früher sein Freund war.

Aber „Justified“ erzählt all das (und vieles mehr) in einer herrlich lakonischen Tonart, bringt außerdem glänzende Darsteller und messerscharfe Dialoge mit. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Show auf Büchern von Elmore Leonard basiert, dem König der relaxed-subversiven Krimikomödien.


The Affair“ (2014 – 2019) – Das Alleinstellungsmerkmal dieser Serie ist sicher, dass jede Folge aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird. Wir lernen die vier Hauptfiguren also in ihren eigenen Erzählungen kennen, aber auch durch die Augen ihrer Partner oder Ex-Partner.

Die zentrale ‚Affäre‘ ist ein Ehebruch, der Anspruch der Serie aber geht weit über die Schilderung dieses Vorfalls hinaus. Nicht jede Folge, Staffel oder Plot-Wendung sitzt dabei immer zu 100 Prozent, aber im Ganzen kommt eine außergewöhnliche Familiensaga mit vielen feinen Nuancen heraus.


The Leftovers“ (2014 – 2017) – Das Szenario von „The Leftovers“ ist ein ziemlich unglaubliches. Zwei Prozent der Menschheit verschwinden von einem Tag auf den anderen. Wie man nach diesem Ereignis biblischen Ausmaßes weiterleben kann, welche Trauer, Ängste und Hoffnungen der unfassbare Verlust auslöst, und welche haarsträubenden Theorien den Menschen in ihrer Erklärungsnot einfallen, davon erzählt die Serie über drei äußerst unterschiedliche Staffeln.

Gemeinsam haben sie alle, dass sie – trotz allen mystischen und religiösen Umtrieben – immer auf spannende Art und Weise ausloten, was es heisst, als Mensch am leben zu sein. Und auch die Antwort darauf nicht in einem bekloppten Plot-Twist suchen.


Zugabe II: Großartig gestartete Serien, die nach hinten raus implodiert sind

Boardwalk Empire“ (2010 – 2014) – Die Show konnte ihrem hohen Anspruch nach der ersten Staffel nie ganz gerecht werden, und ging dann recht abrupt zu Ende.
Dexter“ (2006 – 2013) – Eine grundsätzlich großartige, wegen der vielen Gewalt und den Sympathien für die mordende Hauptfigur kontroverse Serie, die ihr Ende leider erst zu lange herausgezögert und dann so richtig verkackt hat.
Homeland“ (2011 – ?) – Die ersten drei Staffeln waren absolut hervorragend und spannender als alles seit „24“. Mit dem Ausscheiden einer der beiden Hauptfiguren war dann für mich schnell die Luft raus…
House of Cards“ (2013 – 2018) – Netflix‘ spektakulärer Eintritt in den Markt der Qualitätsserien war zwei Staffeln lang aufregend und brilliant. Dann nahm die deutlich Qualität ab, so dass die Show für mich schon vor dem Skandal um Kevin Spacey gestorben war.