Die Filmflaute hält ja leider an, daher habe ich zuletzt zwei ältere Serien nachgeholt.
Da wäre zum einen „Servant„, seit Herbst zu sehen bei Apple TV +. M. Night Shyamalan („The 6th Sense“, „Split“) zeichnet als Produzent sowie bei zwei Folgen als Regisseur verantwortlich. Die Show wandelt auf einem schmalen Grad zwischen Drama, Horror und Mystery, was angesichts von Shyamalans Beteiligung nicht überrascht.
Die Handlung kreist um das Ehepaar Dorothy und Sean Turner in Philiadelphia, welches einen schrecklichen Schicksalsschlag verkraften muss. Ohne zuviel – mehr als den Inhalt der ersten Folge – zu verraten: der Verlust ihres wenige Monate alten Sohnes wirft Dorothy so sehr aus der Bahn, dass die Familie kurzerhand eine Puppe als Ersatz ins Rennen schickt. Tatsächlich funktioniert der Schwindel – auch dann noch, als die Turners die junge Nanny Leanne einstellen. Doch kaum ist Leanne da, ist aus der Puppe wieder ein echtes Baby geworden. Worüber Sean natürlich nicht schlecht staunt, ohne das Rätsel so schnell auflösen zu können…
„Servant“ steckt voller rätselhafter Andeutungen, mischt unter anderem biblische Motive in sein Psycho-Drama/Horror-Szenario. Seans exquisite – aber nicht immer sehr appetitliche – Kochkünste nehmen eine zentrale Rolle ein, ebenso wie Dorothys Job als Moderatorin eines lokalen News-Kanals und Leannes ominöse Identität/Vergangenheit.
*SPOILER* – Die Serie ist handwerklich ausgezeichnet und sehr gut gespielt. Die Spannung wird stetig gesteigert, in Rückblicken erfährt das Publikum die Hintergründe der initialen Tragödie. Leider werden die vielen Andeutungen und Mysterien in der ersten Staffel nur halbherzig aufgeklärt. Das Finale bietet zwar durchaus einen Paukenschlag, vertröstet bezüglich der meisten offenen Fragen aber auf die (bereits beauftragte) zweite Staffel. Das enttäuscht dann doch beträchtlich. Insbesondere mit Blick auf die Tatsache, dass Shyamalan immer sehr gut darin war, Suspense aufzubauen – nur um dann mit einer Auflösung um die Ecke zu biegen, die diesen Namen kaum verdient…
Ich bin daher eher skeptisch, dass ich mir die zweite Staffel noch zu Gemüte führe. Lediglich die Tatsache, dass Shyamalan nicht der Autor von „Servant“ ist könnte mich noch mal umstimmen…
+++
Mehr Spaß gemacht haben mir dagegen die ersten beiden Staffeln von Netflix‘ „The Politician„. Titelfigur ist Payton Hobart, Adoptivsohn stinkreicher Eltern in Hollywood. Der extrem ehrgeizige und charmante Außenseiter kennt schon in der Highschool nur ein Ziel – sich wählen zu lassen.
Der Serie gelingt es, zwischen Comedy, Drama, Politikrimi und Satire ihre eigene Nische zu finden. Das Tempo ist hoch, die Figuren sind sehr gut geschrieben und die Dialoge pointiert. „The Politician“ ist gleichzeitig ein Angriff auf und eine Verteidigung des ‚American Way of Life‘. Rassismus, soziale Ungerechtigkeit oder die Verlogenheit des Politikbetriebs werden thematisiert, aber ohne erhobenen Zeigefinger und mit feinem Gespür für die Widersprüche unserer Zeit.
Ich bin sehr gespannt, ob und wie „The Politician“ das rasante Erzähltempo halten und dabei den Tanz auf dem Drahtseil des Zeitgeistes weiterführen kann. Meine Begeisterung für Polit-Serien ist nach den umrühmlichen späten Staffeln von „Homeland“ und „House of Cards“ weitgehend verflogen, aber dieser (deutlich komödiantischeren) Show halte ich sicherlich erstmal die Treue…