Kurzkritik: Benedetta

Drama, 2021

Regie: Paul Verhoeven; Darsteller: Virginie Efira, Charlotte Rampling, Daphne Patakia, Lambert Wilson

Worum gehts?
Ein italienisches Kloster im 17. Jahrhundert. Schon bei ihrer Ankunft als junges Mädchen passieren Benedetta wundersame Dinge. Als erwachsene Nonne sind es dann verstörende erotische Visionen von Jesus und eindeutige Wundmale. In der von ihrer Familie mißbrauchten Schwester Bartolomea findet sie eine Gefährtin für ihr dabei kraftvoll erwachendes sexuelles Verlangen. Für die Vorsteherin des Klosters und die männlichen Kirchenoberen wird der Umgang mit Benedetta zur Herausforderung.

Was soll das?
Regisseur Verhoeven ist bekannt für skandalträchtige Stoffe („Basic Instinct“). Im Alter von inzwischen 83 Jahren legt er hier ein historisches Drama vor, in dem weltliche und geistliche Kräfte & Sphären mit lautem Knall aufeinander treffen. Die Geschichte dazu hat er sich allerdings nicht ausgedacht, sie basiert auf der Vorlage einer Geschichtsprofessorin.

Taugt das was?
Ja, absolut. Zwar ist die Lust am Heraufbeschwören eines Skandals jederzeit überdeutlich (die Sexszenen sind relativ explizit, es werden auch mal Nonnen auf dem Donnerbalken gezeigt, vor allem aber wird eine Figur der Jungfrau Maria lustvoll umfunktioniert), aber „Benedetta“ gelingt es, seine vielen Motive in einen dramaturgisch überzeugenden Zusammenhang zu bringen: Sexuelle Selbstbestimmung, die Allmacht der Geistlichkeit, die Grenze zwischen Traum und Wahnsinn, die kollektive Furcht vor dem Ausbruch einer tödlichen Epidemie. Da sind einige denkwürdige Szenen dabei, und Verhoeven hat auch nicht verlernt, sein Publikum prächtig zu unterhalten. Ein nicht unerheblicher (aber eben auch reizvoller) Trash-Faktor ist dabei nicht wegzudiskutieren.

Wo kann ich das gucken?
Im Kino sowie ca. ab Februar on demand bei Amazon, Apple, Google & Co.

8/10