Die besten fortgesetzten Serien
„Better Call Saul“ AKA die langsamste Serie der Welt hat mit der zweigeteilten sechsten Staffel ein fantastisches Finale hingelegt, das sich vor den unfassbar starken letzten Folgen von „Breaking Bad“ nicht verstecken muss. Bemerkenswert ist dabei vor allem, wie souverän Mastermind Vince Gilligan seinen Stoff und dessen dramatische Textur im Griff hat.
„For All Mankind“ hatte angedeutet, wo es in Staffel 3 hingeht – zum Mars. Und zu meiner großen Freude hat die Show damit keineswegs ihr Blatt überreizt, sondern denkt das faszinierende Szenario ohne falsche Bescheidenheit konsequent weiter.
Ich habe die erste Staffel von „Euphoria“ vor drei Jahren verpasst und dieses Jahr zusammen mit der zweiten Staffel nachgeholt. Die hat mir extrem gut gefallen, auch wenn sich die Serie immer wieder mal Fehltritte leistet. Der Stoff ist interessant und mutig, die Darsteller sind grandios.
„Ozark“ blieb bis zum Ende spannend, und hat mit der zweigeteilten fünften Staffel einen würdigen, wenn auch keinen restlos begeisternden Abschluss gefunden.
„Barry“ verdient weiterhin die wunderschöne englische Bezeichnung „strange beast“. Auch wenn ich befürchte, dass das hierzulande eigentlich niemand guckt – ich kenne jedenfalls niemanden…
Am Ende der Fahnenstange angekommen ist „The Sinner„. Die spannende vierte Staffel hat für den von Bill Pullman gespielten (Ex-)Cop Harry Ambrose einen spannenden letzten Fall parat gehabt.
„Westworld“ hatte sich storytechnisch schon länger irgendwie verloren, schien von der eigenen Vieschichtigkeit überfordert und ohne klare Linie. Trotzdem hatte die Show auch in ihrer vierten Staffel genug Qualität, und schien sich auch ein bisschen zu fangen. Schade, dass es die geplante letzte Staffel nicht mehr geben wird, HBO hat hier den Stecker gezogen.
Mit der zweiten Staffel von „Der Pass“ hatte ich nicht wirklich gerechnet, war aber durchaus positiv überrascht und werde mir definitiv auch die dritte Staffel ansehen.
Bei „Teheran“ freue ich mich auch, wenn es weiter geht, allerdings braucht es hier storytechnisch wie ich finde ein bisschen mehr Abwechslung.
„Russian Doll“ (AKA „Matrjoschka“) hat sich storytechnisch neu erfunden, ist sich aber ansonsten true geblieben, das kann gern so weitergehen!
Die besten neuen Serien
„Severance“ – Dystopischer Blick auf eine konsequent zuende gedachte „Work-Life-Balance“ in stylisher Retro-Future-Optik.
„Mayor of Kingstown“ – Eine nahezu perfekte Mischung aus Drama und Thriller, mit grandiosem Darsteller-Ensemble.
„Slow Horses“ – Inzwischen läuft bereits die zweite Staffel dieser stark besetzten Serie um einen Haufen aussortierter britischer Agenten in London; und mir scheint, die zweite Staffel ist noch besser als die durchaus sehenswerte erste…
„The Old Man“ – Jeff „The Dude“ Bridges als ehemaliger CIA-Agent, der (nicht nur von seiner eigenen) Vergangenheit eingeholt wird.
„Tokyo Vice“ – Die von Michael Mann („Miami Vice“, „Heat“ „Collateral Damage“) produzierte Serie über Gangster, Cops und Journalisten spielt um die letzte Jahrtausendwende.
„House of the Dragon“ – Das Spin-Off und Prequel hat es geschafft, bei den Fans von „Game of Throne“ nicht komplett durchzufallen – das ist für sich schon keine so kleine Leistung. Die Show hat trotz der vielen rübergeretteten Qualitäten aber auch noch eine Menge Luft nach oben.
„Peripherie“ – Lose basierend auf einen Roman von William Gibson dreht sich die Serie um zwei dystopische Realitäten, die trotz knapp hundert Jahren Zeitunterschied in Verbindung miteinander treten. Eine abgefahrene, bisher etwas wirre Serie, aber mit einigem Mut und viele starken Ideen und Motiven.
„Reservation Dogs“ (wobei hier die erste Staffel bereits 2021 lief, die zweite jedoch noch gar nicht) – Die Coming-of-Age Story einer Gruppe junge Native Americans in Oklahoma ist absolut zu empfehlen.
Ferner liefen
„Die Ringe der Macht“ habe ich mir aus Interesse an der „teuersten Serie aller Zeiten“ angeschaut, nicht weil ich ein großer Fan von Tolkiens Fantasywelten wäre. Ich finde, man konnte durchaus sehen, wo das Geld geblieben ist. Story und Figuren hatten insgesamt Niveau, auch wenn die einzelnen Teile/Schauplätze der Serie nicht immer gut harmoniert haben. Und meine Befürchtung, der Kitsch-Faktor könnte mir zu hoch sein, hat sich grundsätzlich absolut bestätigt.
„1899“ war faszinierend, aber auch zäh. Wie so oft bei Mystery-Serien ist vor allem die Frage, ob unter und hinter all den Netzen und doppelten Böden eine gute Idee steckt.
„Outer Range“ war irgendwie strange. Starker Reim, gelle? Ich bin nicht so recht überzeugt, dass ich das weiterschauen will. Allerdings war im Spätsommer (als ich diese Zeilen geschrieben habe) auch noch gar nicht klar, ob es überhaupt eine zweite Staffel geben wird. [Update: Es wird eine zweite Staffel geben].
Die besten Mini-Serien
Bei „Station Eleven“ habe ich ein paar Folgen gebraucht, um mit dem komplexen Stoff und der Erzählweise warm zu werden – am Ende war es eine spannende und äußerst bewegende Serie.
„The White Lotus“ ist in Staffel 2 quasi neu gestartet worden, für mich zählt das Konzept als Miniserie. Viel wichtiger – die Fortsetzung mit neuen Figuren in neuer Umgebung ist absolut sehenswert
„We Own This City“ war gefundenes Fressen für alle Fans von „The Wire“, und hat es bemerkenswerterweise geschafft, trotz sehr hoher Erwartungen nicht zu enttäuschen.
„In With The Devil“ war düster und verstörend intensiv, sowie von Beginn an fesselnd – nicht zuletzt aufgrund der durchweg großartigen Besetzung.
„The Patient“ konnte überraschen und überzeugen. Ein psychologisches Kammerspiel, das von den großartigen Darstellen lebt.
„The Tourist“ wiederum hat streng genommen glaube ich nicht so richtig viel Sinn gemacht, war aber extrem kurzweilig und unterhaltsam.